Heute vor genau 200 Jahren setzte Heinrich von Kleist am kleinen Wannsee seinem Leben ein Ende. Er ging nicht allein. Heinriette Vogel, an Krebs erkrankt, wollte mit ihm zusammen sterben. Er schoss zuerst ihr in die Brust, dann sich selbst in den Mund.  Vorher ordneten sie ihre Verhältnisse und hinterließen in einem Gasthaus Abschiedsbriefe und einen Koffer mit einigen Hinterlassenschaften. Kleist machte keine Angaben, wie mit seinem Leichnam zu verfahren sei. Henriette Vogel dagegen wollte mit Kleist zusammen beerdigt werden. Sie gab darüberhinaus in ihrem letzten Brief “ […]eine recht schöne blaßgraue Tasse, inwendig vergoldet, mit einer goldnen Arabeske auf weißem Grunde zum Rand, und am Oberkopf in weißem Felde meinen Vornamen, die Fasson wie sie jetzt am modernsten ist“[…] in Auftrag, die ihrem Ehemann Friedrich Ludwig Vogel „am Weihnachts-Heiligabend“ zugestellt werden sollte (Kleist, Werke, hrsg. v. H. Sembdner Bd.2, 888f).

Hundertfach ist der folgende Brief bereits an Jahrestagen oder zu ahnlichen Ereignissen zitiert worden. Dennoch sei er hier heute noch einmal angeführt:  An seine Schwester Ulrike schreibt Kleist am 21.11.1811:

„Ich kann nicht sterben, ohne mich, zufrieden und heiter, wie ich bin, mit der ganzen Welt, und somit auch, vor allen Anderen, meine theuerste Ulrike, mit Dir versöhnt zu haben. Laß sie mich, die strenge Äußerung, die in dem Briefe an die Kleisten enthalten ist laß sie mich zurücknehmen; wirklich, Du hast an mir gethan, ich sage nicht, was in Kräften einer Schwester, sondern in Kräften eines Menschen stand, um mich zu retten: die Wahrheit ist, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und nun lebe wohl; möge Dir der Himmel einen Tod schenken, nur halb an Freude und unaussprechlicher Heiterkeit dem meinigen gleich: das ist der herzlichste und innigste Wunsch, den ich für Dich aufzubringen weiß.

Stimmings bei Potsdam.  d. – am Morgen meines Todes.

Dein Heinrich.“

(Kleist, Werke, hrsg. v. H. Sembdner Bd.2, 887)

Kategorien: GedankenLiteratur

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