Wo lernen zum Lifestyle wird

Die BLB ist voll. Es muss Prüfungszeit sein. Von dritten Stock aus hat man einen sehr guten Blick hinab in den Lesesaal. Alle Tische sind besetzt. Fleißig liegen die Arbeitsmaterialien auf den schönen Tischen. Dazu, wie es sich gehört Laptops, Handys und anderes. Man richtet sich ein in der Bibliothek, die doch kein Lernraum, sondern ein Arbeitszimmer ist. Aber zuhause kann man nicht lernen, das ist klar. Da wird man doch ständig abgelenkt: Fernsehen, Radio, das Handy klingelt ständig, man kann die Finger von Facebook und Co. nicht lassen. So kommt man natürlich zu nichts. Hier geht’s besser.

Bildung gegen Bares

So war ich also letztens nach langer Zeit mal wieder da. Als ich von der stark belebten Straße, die die Massen ins ECE-Center schleust, in den viel ruhigeren Vorraum kam, fiel mir auf, wie sehr ich die Atmosphäre hier drin vermisst habe. Die arbeitsame Ruhe im Lesesaal, das mit gedämpfter Stimme geführte Gespräch. Wie damals war ich von den schier endlosen Gängen beeindruckt, die durch die Bücherregale führen. Früher war ich mehrmals in der Woche hier, um zu recherchieren, kopieren, auszuleihen und zurückzugeben, aber oft auch einfach nur um zu lesen. Wenn mir langweilig war, weil ich zum Beispiel auf ein bestelltes Buch 45 Minuten warten musste, das es erst aus dem geschlossenen Archiv geholt werden musste, schlenderte ich durch die Gänge des offenen Magazins. Vom Zufall geführt blieb ich an einem Regal stehen, weil ein besonderer Einband meine Aufmerksamkeit auf sich zog, ein Buch besonders groß war oder einfach weil auffällig viele blaue Bücher in einem Regal standen. Ich zog blindlings Bücher aus den Regalen und las mindestens das Vorwort, soweit ich es verstand. Manchmal fand ich etwas, das mich so faszinierte, dass ich es auslieh. Meist aber war ich dort, um wichtige Literatur zu beschaffen, die notwendig war, um eine Hausarbeit, wie immer in letzter Minute, fertigzustellen.
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