Ein ruhiger Vormittag

Nach dem Hardcore-sightseeing von gestern schien mir heute Vormittag ein wenig Kontemplation angebracht. Meine Reisegefährten gingen shoppen, ich wollte in die Neue Galerie, die sich auf der 5th Ave befindet, ungefähr zwischen Guggenheim Museum und dem Metropolitan Museum of Art. Auf dem Weg dorthin ein kleines Frühstück (Bagel mit Frischkäse und Schwarztee). In einer kleinen, wundervoll hergerichteten Stadtvilla wird deutsche und österreichische Kunst (und Design) der Jahrundertwende (1900) gezeigt. Eine kleine, aber feine Sammlung, die ein Herr Sabarsky einst zusammengetragen hat sowie einige Leihgaben zum aus der Sammlung von Estée Lauder. Wenige, dafür nur große Namen finden sich: Klimt (u.a mit dem Bloch-Bauer II Portrait), Kokoschka, Schiele, Gerst, Kubin, Moser ( dem ein ganzes Stockwerk gewidmet ist). Nur 74 Leute dürfen gleichzeitig ins Museum, aus Sicherheitsgründen, wie auf irgendeinem Schild zu lesen steht. Entsprechend ruhig geht es zu. Ein  wundervoller Kontrast zu gestern mit den Massen am Times Square. Das Highlight des Museums ist neben dem Bloch-Bauer Porträt in meinen Augen der angeschlossene Buchladen, der vielleicht klein sein mag, aber alle relevanten Namen der Kunst und Literatur der vorletzten Jahrhundertwende anbietet. Beeindruckend.  Der Hin- und Rückweg am Central Park entlang gefällt bei strahlendem Sonnenschein besonders.

New York City

Gestern der erste ganze Tag in New York. Verena, die schon ein paar Mal da war, führte mich herum. So gut wie alle Sehenswürdigkeiten in Manhatten an einem Tag, sogar eine Fahrt auf der Staten Island Ferry vorbei an der Freiheitsstatue. Ein hartes Programm, das aber einen sehr guten  ersten Eindruck von der Stadt vermittelt. Die schiere Größe der Stadt, das Gewusel der Menschen darin, der allgegenwärtige Lärm, der auch nachts kaum verstummt. Klar die Straßenschluchten sind  beeindruckend, so was kennt der kleinstädtische Badener nur aus dem Fernsehen. Aber ehrlich gesagt haben mich diese riesen Gebäude eher eingeschüchtert, nach ein paar Stunden zwischen ihnen sogar beunruhigt, denn man kann zwischen ihnen den Himmel kaum sehen. Die meisten Wolkenkratzer sind einfach nur hässlich, die knappe Resource Raum effizient ausnutzend. Das Chrysler Building dagegen ist großartig mit seinen metallenen Verzierungen und den monströsen Gargoyles ein wunderschönes Beispiel einer untergegangenen Epoche (architektonisch und politisch). Von der Fähre aus konnte ich noch ein anderes Hochhaus sehen, das mit seinem steinernen Bogen zu seiner Zeit sehr beeindruckend gewesen sein muss, heute aber zwischen den gigantischen Türmen eher wie ein Puppenhaus wirkt. Der berühmte Times square ist der Gipfel der marktorientierten Welt. Krach (optisch), ein Gedränge ohnegleichen; die Menschen auf den
Straßen, die Werbung an den Häusern.  Da muss ich nicht mehr hin. Harlem, wo wir wohnen, gefällt mir da wesentlich besser. Ein wenig schlampig und dreckig alles. Ein Restaurant, ein Fastfoodladen, ein Deli, eine Kirche, dazwischen ein paar Wohnungen. Die Leute sind laut, diskutieren und streiten offensichtlich gern. Man hört viel Spanisch und sehr oft starkt karibisch gefärbtes Englisch, das klasse klingt, mir aber zum Großteil unverständlich bleibt. Auf der Straße begegnet man Menschen aus aller Herren Länder,  und das sind nicht nur Touristen, sondern wohl Amerikaner.  Dass die USA ein Einwanderungsland ist, wird nirgends deutlicher als hier. Diese Stadt ist so spannend, man möchte länger hierbleiben.

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