Unterwegs

Acht Stunden Flug habe ich mir im Ganzen anstrengender vorgestellt, lustig war es trotzdem nicht.  Ich dachte, auf Langstreckenflügen hätte man mehr Platz als sonst. Zumindest was Condor angeht gilt das aber nicht. Warum sich so auffallend viele Menschen mit Kleinkindern oder Babys freilwillig acht Stunden lang in ein Flugzeug setzen, bleibt mir ein Rätsel.  Aus allen Richtungen kam das Geschrei der Kleinen, für die so ein Flug sicherlich nicht leicht ist. Drei Spielfilme wurden als Ablenkung angeboten, darunter Life of Pi. Was für ein schlechtes Machwerk, krampfhaft mit ein bissl Hippiereligiostät und kitschigen Bilder aufgehübscht. Über die Familienkomödie mit Billy Cristal und Bette Midler muss man eigentlich auch kein Wort verlieren. Aber wir sind  ja nicht unterwegs,  um schlechte Filme anzuschauen.  Mein erster Eindruck von Kanada war ein Blick von oben hinunter auf eine Wildnis von unfassbaren Ausmaßen. Wir flogen sicherlich 2 Stunden über mennschenleere Gegenden im äußersten Nordosten des Landes. Erst spät konnte ich einsame Straßen entdecken, die auf ihren sandigen Pisten ins Nirgendwo zu führen schienen. Die beeindruckende Skyline von Toronto und die vielleicht aufgrund des Eindrucks der Leere des Landes riesig wirkende Stadt kamen erst im letzten  Moment in Sicht.
Hätten wir nicht ewig auf unsere Koffer warten müssen, wäre uns eine schöne Fahrt durch das spatäbendliche Toronto verwehrt geblieben. Der beleuchtete CN-Tower wirkt mehr wie ein Minarett als ein Fernsehturm. Gerade blicke ich aus dem Fenster unseres Hotelzimmers in Chinatown und versuche abzuschätzen, wie das Wetter wird. Allerdings geht der Blick in das Artium des Chinatown-Centers, einer Shoppingmall. Verena kommt mit Kaffee zurück ins Zimmer und sagt, die Sonne scheine.

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