Bildung gegen Bares

So war ich also letztens nach langer Zeit mal wieder da. Als ich von der stark belebten Straße, die die Massen ins ECE-Center schleust, in den viel ruhigeren Vorraum kam, fiel mir auf, wie sehr ich die Atmosphäre hier drin vermisst habe. Die arbeitsame Ruhe im Lesesaal, das mit gedämpfter Stimme geführte Gespräch. Wie damals war ich von den schier endlosen Gängen beeindruckt, die durch die Bücherregale führen. Früher war ich mehrmals in der Woche hier, um zu recherchieren, kopieren, auszuleihen und zurückzugeben, aber oft auch einfach nur um zu lesen. Wenn mir langweilig war, weil ich zum Beispiel auf ein bestelltes Buch 45 Minuten warten musste, das es erst aus dem geschlossenen Archiv geholt werden musste, schlenderte ich durch die Gänge des offenen Magazins. Vom Zufall geführt blieb ich an einem Regal stehen, weil ein besonderer Einband meine Aufmerksamkeit auf sich zog, ein Buch besonders groß war oder einfach weil auffällig viele blaue Bücher in einem Regal standen. Ich zog blindlings Bücher aus den Regalen und las mindestens das Vorwort, soweit ich es verstand. Manchmal fand ich etwas, das mich so faszinierte, dass ich es auslieh. Meist aber war ich dort, um wichtige Literatur zu beschaffen, die notwendig war, um eine Hausarbeit, wie immer in letzter Minute, fertigzustellen.

Facepalm

Den Ausdruck „Facepalm“ habe ich vor einigen Wochen zum ersten Mal in einem anderen Blog gelesen und nach kurzem vor Augen führen dieser Handlung (Dict.cc sagt dazu: „die Hand vors Gesicht schlagen“) musste ich mal wieder neidlos anerkennen, dass sich die englische Sprache manchmal einfach der kürzeren, prägnanteren und vor allem treffenderen Bilder bedient.

Der Grund, warum ich das schreibe ist einfach. Denn vor wenigen Minuten habe ich, wie in letzter Zeit leider häufiger, ein(e) facepalm gemacht, ich habe mir also die Hand vors Gesicht geschlagen. Ich kam nach Hause und nach der Fernsehberichterstattung eines Ereignisses, das ich hier nicht näher beschreiben möchte, landete ich beim ZDF – Kerner lief. In fünf Tagen ist Bundestagswahl und da darf ein Gespräch unter Experten auch am Dienstag Abend nicht fehlen. Nach einigen apathischen Minuten wurde ich wachgerüttelt.

Once

once

Einfach alles anders machen, mit kleinem Budget und auch sonst sehr beschränkten Mitteln. Mal den umgekehrten Weg beschreiten: Musiker spielen Schauspieler – nicht andersherum. Das ganze noch mit einer feinen Geschichte und fantastischem Soundtrack versehen, schon ist die Idee eines Independent-Films auch ganz nah dran am sonst so unwahrscheinlichen kommerziellen Erfolg geboren.
„Once“ erzählt die Geschichte zweier Namenlosen dicht am Rande der Gesellschaft. Hier bin ich schon beim ersten bemerkenswerten Alleinstellungsmerkmal: Die zwei hauptdarstellenden Musiker, im wahren Leben Glen Hansard (The Frames) und Markéta Irglová, stellen sich für den Zuschauer nie namentlich vor. Zwei unbekannte, die sich zufällig auf der Straße bei des Mannes eigentlicher Leidenschaft – seine Lieder in den Einkaufsstraßen Dublins mit niemals gespieltem sondern stets wahrem Herzblut darzubieten – lernen sich über Nebensächlichkeiten (ihr kaputter Staubsauger, den er, gelernter Staubsaugerreparateur, reparieren kann) kennen. Sie finden schnell heraus, dass für beide die Musik ein nicht unerheblicher Bestandteil ihres ansonsten tristen Lebens ist. Geblendet von zu viel Hollywood-Schund malt man sich schon die weitere Geschichte aus: der erste Kuss, Schwören der ewigen Liebe, Plattenvertrag und Erfolg bis zum Abwinken. Nicht hier. Die zwar vorhandenene aber niemals gespielt wirkende Annäherung der beiden verläuft fast schon kindlich naiv. Die Schlüsselszene des Films findet in einem Musikgeschäft statt.

Ausnahmsweise ein paar Links

Ich weiß, ich weiß – das soll kein Link-Blog sein und wird es auch nicht werden. Ich bin heute allerdings auf eine – vielleicht nicht ganz neue – aber in dieser Form und Qualität für mich bisher unbekannte Kunstform aufmerksam gemacht worden, die ich unbedingt teilen muss:
Das „Literal Music Video“

Da werden einfach mal die zum Teil wirklich sinnfreien und in keinster Weise zum Inhalt des Liedes passenden Videos einiger Künstler zurechtgerückt. Exemplarisch zwei wirklich großartige Vertreter:

%d Bloggern gefällt das: