Klabund – Deutsche Literaturgeschichte in einer Stunde

Das ist die wohl ungewöhnlichste Literaturgeschichte, der ich je begegnet bin. Der Titel ist nicht übertrieben. Allerdings habe ich es nicht in einer Stunde lesen wollen. Klabund kommt einem vor wie ein Kind, das vor einer Kiste mit Spielzeug sitzt und fasziniert in die Kiste greift, eine Puppe, eine Spielzeugauto oder sonst etwas zu fassen bekommt, es für einen kurzen Moment intensiv mustert, sich ein Urteil bildet und das Spielzeug zu anderen in einen Setzkasten stellt.
Die Geschwindigkeit, mit der Klabund durch fast 2000 Jahre deutscher Literaturgeschichte fegt, lässt einen schwindeln. Es ist kein Buch für einen, der sich einen schnellen Überblick über die deutsche Literaturgeschichte verschaffen möchte, dafür ist es einfach zu kurz (Lessing bekommt 2 Seiten, Goethe immerhin 7, Thomas Mann ganze 4 Zeilen). Man muss sich schon auskennen, um Klabunds Urteilen folgen zu können. Wie Tuschezeichnungen stehen sie vor dem Leser. Mit wenig Strichen aufs Papier geworfen, voll starker Kontraste bleiben sie dennoch nicht farblos. Klabund ist in der Lage seine Sprach auf engstem Raum ins Schwärmerisch-Pathetischezu treiben und wieder zurück zum Sachlich-Abwägendem. Zünftige Literaturwissenschaftler begegnen diesem Werk als Beitrag zur Literaturgeschichte wohl im besten Fall mit einem wohlmeinenden schulterzuckendem Lächeln. Als ein Stück Literatur begriffen werden sie diesem Büchlein wohl ihre Achtung nicht versagen können.
Vielleicht ist dieser schmale Band die ehrlichste aller Literaturgeschichten. Sie ist bis ins Mark subjektiv, erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder wissenschaftliche Akuratesse. Und sie vermittelt, was keine Literaturgeschichte geben konnte, die ich bislang gelesen habe: Freude an und tiefe Liebe zur Literatur.
Und genau deshalb ist sie trotzdem bestens für die geeignet, die Literatur als öde Schullektüre kennengelernt haben oder mit immergleichen Krimis nach der Langeweile schlagen.

Wikipedia

Wütend schreibe ich diese Zeilen. Wütend über die Qualität des Wikipedia-Artikels zum Faust II. Wenn ich bedenke, dass heutzutage jeder Schüler zu allererst bei Wikipedia vorbeischaut, wenn er ein Referat oder eine GFS oder sonst etwas zu erstellen hat, dann kann einem richtiggehend schwarz vor Augen werden.
Wenn bei Wikipedia schon Mist steht, wie sollen dann andere, die den bei Wikipedia bereitstehenden Inhalten blind vertrauen, noch sinnvoll damit arbeiten können.
Wikipedia leistet leider dem Rechercheverhalten der meisten jüngeren und nicht mehr so jungen Menschen Vorschub, indem es sofort glaubwürdige Informationen zu liefern scheint. Wer bei Wikipedia etwas gefunden hat, sucht nicht mehr weiter. Blind werden Inhalte übernommen, ohne sich die Zeit zu nehmen, sie selbst gedanklich zu durchdringen. Das gilt natürlich nicht allein für Wikipedia, das gilt, und das ist umso bedenklicher, auch für das übrige Netz.
Da ich Wikipedia aber für ein herausragendens Experiment mit kaum zu überschätzender Bedeutung für die gesamte Organisation der Wissensbestände der Menschheit halte, fordere ich hiermt alle, die hierauf stoßen auf, sich im Rahmen ihrer Kenntnisse bei Wikipedia zu beteiligen.
Ich folge meinem eigenen Appell und habe mich entschlossen, an dem Artikel zu Goethes Faust II mitzuarbeiten. Der Abschnitt zur ersten Szene des 5. Aktes stammt von mir.
Ich schließe, ein wenig beruhigt, mit der Bitte, mich mit Kritik bezüglich der Wikipedia-artikels nicht zu schonen.

%d Bloggern gefällt das: