Literatur Rezension
Georg Kreisler – Gibt es gar nicht
Literatur Rezension
Selim Özdogan – Die Tochter des Schmieds
Zwischen Einfachheit der Menschen und ihrer Schicksale und der bezaubernden Einfachheit der Sprache läuft der Roman nie Gefahr, platt zu werden. Sicherlich sind die Ereignisse alles andere als dramatisch oder gar tragisch. Gül erlebt, was jedes Kind erleben muss: ungerechte Behandlung, Zurückweisung, Scham, Schuld, Einsamkeit, aber auch Glück, Geborgenheit, Freundschaft. Aber gerade diese unprätentiöse Schlichtheit macht den Reiz des Romans aus, die ihre Höhepunkte in den frühen Kapiteln findet, in denen der poetische, ja fast märchenhafte Schimmer der Geschichte am stärksten und wirkungsvollsten ist. Die Kindheit ist ein mythisches Reich von der Welt der Erwachsenen aus gesehen, im Guten wie im Schlechten. Im letzten Abschnitt spricht Gül für einen Moment selbst. Bevor sie diese Welt verlässt, erklärt sie eindringlich, dass auch ihr einfaches Leben einen tiefen Sinn hatte. Gül ist in diesem Punkt zu beneiden, denn sie hat diesen Sinn gefunden.
Literatur Rezension
Thomas Karlauf – Stefan George. Die Entdeckung des Charisma
Schmal ist der Grad, auf dem sich der Biograph bewegt und tief der Abgrund über dem er steht, wenn er sich zu einem Georgebuch entschließt. Die Aufgabe wird durch den Umstand erschwert, dass jede Veröffentlichung zu George dem potentiellen Verdacht ausgesetzt ist, in den Kreis der sich im Castrum Peregrini versammelnden Verehrer Georges gezogen zu werden, die bis heute eine mehr oder minder starke, aber auf jeden seltsam anmutende, quasi-religiöse Verehrung George üben, die spätestens an der Schwelle eines neuen Jahrtausends jedem als gefährlich erscheinen muss, der auch nur flüchtig auf der 20. Jahrhundert zurückblickt.
Gäbe es nicht einen Namen, ein Mitglied jener „geheimnisvollen“ männderbündischen Sekte, einen Namen, den man in Deutschland jeden Tag mit „Edding an die Wände“ werfen sollte, würde man George längst nicht nur literarisch beerdigt haben, sondern auch sein Werk dem völkischen Dreck zugeschlagen und George aus dem kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik getilgt haben: Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Als rettender Strohhalm des kollektiven Gewissens der Deutschen sollte ihm und seinen Mitstreitern stets Hochachtung entgegen gebracht, auch wenn er beileibe kein überzeugter Demokrat war, zu dem er von der bundesrepublikanischen Mythogenese manchmal gemacht wird.
Macht man sich all dies klar, so sieht man, wie groß und wie gefahrvoll die Aufgabe Karlaufs gewesen ist und man kommt nicht umhin, ihm Respekt zu zollen. Er schafft es, obwohl, oder besser trotz seiner Verbundenheit mit dem Castrum Peregrini, eine gut abgewogene Biographie zu schreiben. Manchmal geht er für meinen Geschmack mit seinem Wunsch nach Neutralität ein bisschen zu weit, was angesichts des Themas aber wohl kein Fehler ist. Es gelingt ihm gut, das Geheimnis jenes Männerbundes zu entmystifizieren. der unter dem Namen „George-Kreis“, zumindest in der Literaturwissenschaft zweifelhafte Berühmtheit erlangt hat. Letztlich reduziere sich das Geheimnis des Kreises auf das Sexuelle. Das klingt plausibel, ist doch nachweisbar, dass einige aus dem Kreis selbst das Geheimnis nicht kannten, oder was sie sahen, nicht verstanden. Zwar wird das Leben im Kreis detailliert geschildert und damit auch die bisweilen dramatischen persönlichen Folgen für die „Jünger“ nicht unterschlagen, aber die Perspektive geht in diesem Punkt wohl etwas zu sehr von der zentralen Gestalt des Meisters George aus. Den negativen psycho-sozialen Folgen für die oftmals noch recht jungen Männer innerhalb des Kreises wird der Autor nicht immer gerecht.
Dieser Weg der Entmystifizierung mag einigen vielleicht nicht gefallen, weil er zeigt, dass Mythen oft nur solange funktionieren, wie jemand an sie glaubt. Interessant an George ist, dass er sich von seinem eigenen Mythos hat forttragen lassen. Wo ein Geheimnis war, bleibt Illusion, Suggestion und charakterliche Disposition übrig. Zuletzt sollte man angesichts der schillernden Gestalt George und seiner Selbststilisierung nicht seine Gedichte vergessen, die in meinen Augen mit dem besten gehören, die in deutscher Sprache je geschrieben wurden. Und anstatt zum Abschluss einen Vers zu zitieren, gedenke ich stattdessen lieber dem zu früh verstorbenen Wolf-Daniel Hartwich, durch den ich zum ersten Mal in Kontakt mit der grandiosen Lyrik von Stefan George kam.
Musik Rezension
Biosphere – Autour de la lune
Wer schon mal eine Sternschnuppe gesehen hat, und ich hoffe, jeder hat das schon einmal, der weiß wovon hier die Rede ist. Diese Sternschnuppe allerdings war menschlichen Ursprungs. Von Menschen zusammengesetzt, ins All geschossen, schließlich von Menschen kontrolliert abgebremst und zu Sternschnuppe gemacht. Wie weit es der Mensch doch gebracht hat.
Die Platte hat ihren Namen von dem ebenso betitelten Roman von Jules Verne. Zu deutsch: „Reise um den Mond.“ Diese Fortsetzung des Romans „Von der Erde zum Mond“ beschreibt schließlich die tatsächliche Reise zum Mond, die allerdings zu einer Reise um den Mond wird, während der erste Teil sich hauptsächlich den Vorbereitungen widmet. Interessanterweise stürzt das Projektil, in dem die Raumfahrer von Jules Verne zum Mond geschossen werden, bei der Rückkehr ebenfalls in den Pazifik.
Möglicherweise hat sich der Norweger Geir Jenssen, der hinter Biosphere steckt, von dieser Koinzidenz dazu inspirieren lassen, Geräusche und Töne aus der Mir in seiner Interpretation von Jules Vernes Roman zu verarbeiten.
Drei Quellen vereinen sich hier zu einer der extremsten Ambient-Platten:
Aufnahmen aus der Mir-Raumstation, Material aus dem französischen Hörspiel, sowie eigenen Kompositionen Geir Jenssens.
Allein das erste Stück „translation“ dauert 21 Minuten und bietet fast durchgehend einen einzigen Ton, der nur selten einmal unterbrochen oder verzögert wird, quasi einen kleinen Umweg macht, wie Licht, das sich in der Nähe einer Schwerkraftquelle krümmt. Nur um wenige Hertz schwankt der Ton um seine Mitte und bildet somit ein Signal, das seinen Empfänger sucht. Gleichzeitig dient er als Leitstrahl, der den Kurs bestimmt.
So eintönig dieses erste Stück auch klingen mag, es weist dennoch einen nicht zu überhörenden Variantenreichtum auf, der sich allerdings nur dem wirklich aufmerksam Zuhörenden erschließt. Die große Kunst Geir Jenssens zeigt sich in diesem Stück am vollkommensten: größtmögliche Varianz auf kleinstem Raum. Durch diesen Minimalismus weitet sich der Klangraum des Stücks unermesslich.
Die beiden folgenden Stücken „rotation“ und „modifié“ haben kommunikativen Charakter. Antwortet in jenem ein pulsierender Bass einer hohen, klirrenden, entfernt an Glockenspiel erinnernden Sequenz, so gewinnt das andere Stück seine Spannung aus einem grauen Rauschen, in dem man ganz hinten eine verbogene menschliche Stimme zu vernehmen glaubt. Text ist nicht zu verstehen, vielmehr verbiegt sich die Sprache zu einer an eine Melodie erinnernde Tonfolge.
„Vibratoire“ macht seinem Namen alle Ehre. Wer hier seine Anlage zu leise laufen lässt, hört nichts. Der grummelnde Bass schwillt in einem gemächlich regelmäßigen Wehchsel an und ab, als tue er das bereits seit Äonen.
War die erste Hälfte der Platte von hohen signalhaften Tönen dominiert, so gewinnen ab hier die extrem tiefen, fast unhörbaren Bässe die Oberhand, ohne aber je aufdringlich zu wirken. Sie bewegen sich auf ihrer Umlaufbahn in ewig stillen Kreis. Diese kosmische Ordnung scheint hier fühlbar zu werden. Aus dem tiefen Ringen des Bass steigen immer wieder hohe leise Tonfolgen auf, die in ihrer meditativen Wiederholung das kosmische Gefüge der Bässe konstrastieren und in ihrer Signalhaftigkeit den möglicherweise sinnlosen Versuch des Menschen markieren, sich in der ihn umgebenden weiten Dunkelheit zu orientieren und sie zumindest teilsweise zu durchdringen.
Diese Platte versucht mit Hilfe der Technik, bzw. künstlicher, mittelbar und unmittelbar vom Menschen erzeugten Tönen und Geräuschen die Grenzen der Musik auszuloten. Bisweilen, wie in 6. Stück, ist diese Grenze mit Sicherheit unterschritten. Das aber macht den Reiz von „Biosphere“ aus. Kunst als Versuch die Grenze zum Nicht-mehr-darstellbaren zu beschreiben. In diesem Sinne ist es nur ein kleiner Schritt zur Lyrik, zur Malerei oder zu anderen Ausprägungen von Kunst. An der Grenze dessen, was die jeweilige Disziplin mit ihren Mitteln darstellen kann, findet man vielleicht auch die skurrilsten Blüten der jeweiligen Zunft, mit Sicherheit aber ebenfalls einige der bedeutensten.
Literatur Rezension
Sigrid Damm – Goethe und Christiane
Gerade die unkorrekte Nennung beweist die überhebliche Ignoranz, mit der Christiane seit, sie in Goethes Leben trat, behandelt wurde. Andere haben Glück und werden irgendwann nach ihrem Tod vergessen, vollständig. Von Christiane bleiben aber auch 200 Jahre nach ihrem Tod zumeist Negatives. Man nannte sie „Goethes Magd“, „ein rundes Nichts“, „eine geistige Null“, Bettina von Armin bezeichnete sie sogar als „Blutwurst“.
Dass Goethe sie geliebt hat, und das doch ausreichend sein sollte, wird manchmal sogar angezweifelt.
Es ist also Sigrid Damms Verdienst, Goethes langjähriger Begleiterin und Frau Gerechtigkeit verschafft und ihr in ihrem Buch ein im besten Sinne unspektakuläres und freundlich gesinntes Denkmal gesetzt zu haben.
Sachlich und trotzdem leise Sympathie bekunden erzählt sie Christianes Leben vor der Bekanntschaft mit Goethe. Erst nach ca. 100 Seiten treffen Goethe und die 15 Jahre jüngere Christiane im Park an der Ilm aufeinander. Vorher lernt man nicht nur ihre Vofahren kennen, sondern man darf auch einen Blick auf die kultur- und alltagsgeschichtlichen Umstände der sogenannten „einfachen“ Leute im 17. und 18.Jahrhunderts.
Das verzweifelte Bemühen der Vorfahren um unbezahlte Stellen in der Verwaltung der absolutistischen Fürstentümer der Zeit, die Not, die Armut, etc.
Das Leben mit Goethe wird unter Einbeziehung zahlreicher Quellen lebendig dargestellt. Man verfolgt das Leben der beiden durch die Jahre, sieht Höhen und Tiefen kommen und wieder gehen; verfolgt die ersten schüchternen Versuche Christianes im Leben der feinen Gesellschaft Fuß zu fassen, sich zu behaupten.
Man sieht sie tanzen und sich vergnügen, während Goethe zuhause sitzt und planvoll ein Werk vorantreibt.
Auch ihren Tod schildert die Autorin, wie Christiane sich in schweren Krämpfen windet und Goethe sich selbst in eine Krankheit flüchtet, um das alles nicht mit ansehen zu müssen. Goethes so bekannte „Scheu“ vor dem Tod findet an dieser Stelle sein dunkelstes Beispiel.
Sicher hatte Christiane nicht den Einfluss auf das Werk ihres Mannes wie Charlotte von Stein oder Marianne von Willemer. Sie, die sich nie viel mit seinem Werk beschäftigt hat, obwohl die oft kolportierte Aussagen, nach der sie nie eines seiner Werke gelesen habe, nicht zutrifft, musste oft zugunsten des Werkes ihres Mannes zurücktreten, wenn er monatelang auf Reisen war, sich lange Zeit nach Jena zurückzog, um ungestört arbeiten zu können. In letzter Konsequenz musste sie sich dem „höheren“ Ziel unterordnen, was ihre lange Zeit schwerfiel. Und dennoch hat Goethe zu ihr gehalten und sie schließlich, auch um sie materiell abzusichern im Falles seines Todes, zu Frau genommen.
Das Buch ist kein wissenschaftliches Werk, Gott sei Dank, und schon gar keines, das durch die feministische Brille die Verhältnisse verzerrt. Es ist ein Buch mit starkem erzählerischem Akzent. Das belegen auch die zahlreichen Elipsen, die, vor allem zu Beginn des Buches, ein klein wenig negativ ausfallen. In der Ausgabe des Spiegel ist dieses schöne Werk auch zu einem mehr als fairen Preis in einer guten Ausgabe zugänglich.
Literatur Rezension
Leo Perutz – Von neun bis neun
Der Roman erzählt von Dembas verzweifeltem Versuch an das Geld zu kommen. Oft ist er ihm ganz nahe, zum Greifen nah, im buchstäblichen Sinn, und dennoch unendlich weit entfernt. es liegt vor ihm und doch nimmt er es nicht, verlässt dafür so schnell es geht den jeweiligen Ort. Er in der Mitte des Romans, in Kapitel 6, erfahren wir, wieso Demba stets seine Hände unter dem Mantel verborgen hält. Interessant sind die vorangehenden Kapitel nicht nur wegen ihrer skuril-grotesken Charakter- und Milieustudien, die so exakt skizziert sind, dass sie manchmal wie Karikaturen wirken. Eine interessante Technik, Verzerrung durch exakte Darstellung. Auch die Form gerade der ersten 5 Kapitel ist bemerkenswert. Sie ähnelt ein wenig dem Drama. Man betritt die Szene, sieht eine Gruppe von Personen, die sich um ihre jeweils eigenen Angelgenheit kümmern (das zweite Kapitel beispielsweise zeigt uns zwei angesehene Wissenschaftler, Orientalisten und Völkerkundler, die sich im Park über die Verbreitung und die Auswirkungen des Haschischkonsums unterhalten. Erst später tritt Demba auf. Man fühlt sich erinnert an Regieanweisungen im Drama: „Die Vorigen, Demba tritt hinzu.“ Allerdings ergibt sich eine Beziehung zwischen den Passanten und Demba erst im Moment, als er auftritt. Was vorher geschieht steht damit nicht in Zusammenhang. Die Konfrontation wird so umso deutlicher, genauso wie die Verstörung und Verwirrung der Menschen, die sich Dembas kurioses Verhalten nicht erklären können. Einer der Professoren hält in mit überzeugend zur Schau getragener Autorität für einen „Haschischesser“: „Ich erkenne sie sofort, wenn ich sie sehe.“
Ob Demba sein Ziel erreicht, was sein Geheimnis ist, verschweige ich an dieser Stelle. Man darf die Pointe nicht kennen, auf keinen Fall. Sonst verliert der Roman seinen Reiz. Am Ende klärt sich alles auf. Aber dieses Ende ist, vor allem in kompositorischer und erzähltechnischer Hinsicht, grandios, so dass man den Roman danach noch einmal lesen muss.
Musik Rezension
New Model Army – High (2007)
Zwei Jahre sind seit dem letzten Album „Carnival“ vergangen. Ein Album, dass es bis heute nicht geschafft hat, mich vollständig zu erreichen. Kaum einer Platte habe ich in den letzten Jahren so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie dieser, und dennoch, in die Liste der richtig guten Alben der New Model Army wird sie es wohl nicht mehr schaffen. Sei’s drum – die Jungs um Justin Sullivan haben mit „High“ ein Album nachgelegt, das vom ersten Eindruck ähnlich klingt wie sein Vorgänger, mich aber von der ersten Sekunde an überzeugt hat.
Literatur Rezension
Pessoa – Buch der Unruhe, Fragment 387
„Vermutlich bin ich, was man einen Dekadenten nennt, einer, dessen Geist äußerlich durch dieses traurige Leuchten einer künstlichen Fremdheit bestimmt ist, die einer rastlosen, seiltänzerischen Seele in unerwarteten Worten Gestalt gibt. Ich späre, daß ich so bin und daß ich absurd bin. Daher suche ich in Nachahmung einer Hypothese der Klassiker, zumindest den schmucken Empfindungen meiner Ersatzseele durch eine ausdrucksstarke Mathematik Form zu verleihen. Es kommt immer wieder vor, daß ich in einem bestimmten Stadium meines schriftlichen Nachdenkens nicht mehr weiß, wo das Zentrum meiner Aufmerksamkeit liegt – ob in den verstreuten Empfindungen, die ich zu beschreiben versuche wi e unbekannte Tapisserien, ob in den Worten , in die ich mich, im Wunsch, den Akt des Beschreibens zu beschreiben, verstricke, verirre und auf diese Weise andere Dinge sehe. Neben klaren und verschwommenen Gedanken-, Bild- und Wortassoziationen sage ich, was ich empfinde, wie auch was ich zu empfinden glaube, und unterscheide nicht mehr zwischen dem, was die Seele sagt und was die Bilder, die auf dem Boden blühen, auff den die Seele sie hat fallen lassen, ja, ich erkenne nicht einmal mehr, ob der Klang eines barbarischen Wortes oder der Rhythmus eines eingeschobenen Satzes mich nicht schon vom an sich unbestimmten Thema abbringt, von der schon angefahrenen Empfindung, und mich entbindet von allem Denken uns Sagen, wie jene großen Reisen, die man zur Zerstreuung unternimmt. Und all dies müßte, während des Wiedergebens hier, ein Gefühl von Nichtigkeit, Scheitern und Schmerz wachrufen und vermag mir doch nur goldene Schwingen zu verleihen. Sobald ich von Bildern spreche, entstehen – vielleicht, weil ich ein Zuviel an Bildern ablehne – neue Bilder in mir; sobald ich mich aufrichte, um zu verwerfen, was ich nicht empfinde, empfinde ich es bereits, und das Verwerfen wird zu einem mit Spitzen verzierten Gefühl. Sobald ich mich Irrwegen anheimgeben will, da der Glaube an mein Bemühen engültig geschwunden ist, lassen mich ein klassischer Begriff, ein räumliches, schmuckloses Adjektiv, plötzlich, wie im Licht eines Sonnenstrahls, klar die schläfrig geschriebene Seite vor mir erkennen, und die Buchstaben aus der Tinte meines Ferderhalters werden zu einer absurden Landkarte magischer Zeichen. Und ich lege mich beiseite wie meinen Federhalter und hülle mich ein in meinen Umhang, lehne mich zurück, allein, fern, zwischen zwei Welten, besiegt, am Ende, wie ein Schiffbrüchiger, der, märchenhafte Inseln vor Augen, untergeht inmitten eines veilchenblau vergoldeten Meeres, von dem er auf fernen Lagern wirklich träumte.“
Literatur Rezension
Fernando Pessoa – Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernado Soares
Das Buch erzählt die fiktive Autobiographie des Hilfsbuchhalters Bernado Soares. Wer eine , von erzählte Lebensgeschichte erwartet, wird sich verwundert die Augen reiben.
Fragment Nr. 12: „Ich beneide – bin mir aber dessen nicht wirklich sicher – all jene, über die man eine Biographie schreiben kann oder die ihre eigene Biographie schreiben können. Vermittels dieser Eindrücke ohne Zusammenhang erzähle ich gleichmütig meine Autobiographie ohne Fakten, meine Geschichte ohne Leben. Es sind Bekenntnisse, und wenn ich in ihnen nichts aussage, so weil ich nichts zu sagen habe.“
Auch wenn in diesen Sätzen mit dem Begriff „Bekenntnisse“ auf die lange Tradition der Gattung Autobiographie verwiesen wird, die von Augustinus „Confessiones“ über Rousseau bis zu Goethes „Dichtung und Wahrheit“ und darüber hinaus reicht, hat der Leser bereits bemerkt, dass die Dinge hier anders liegen. Wieso sollte man sein Leben, oder überhaupt irgendetwas, schreiben, wenn man es im Grunde für nicht mitteilungswürdig hält. Es ist dies aber nicht die Absicht dieser Sätze auf genau diesen Umstand hinzuweisen, vielmehr hat dieser kurze Abschnitt programmatischen Charakter.
Sicher, auch diese Fragmente sind Bekenntnisse, aber solche, die nicht ein Leben mit und durch die Dichtung beschreiben (Goethe) oder einen Lebensweg christlicher Läuterung darstellen und rechtfertigen (Augustinus), sondern lediglich persönliche Zeugnisse der eigenen Existenz geben, die in ihrer hoch individuellen verdichteten Form und Widersprüchlichkeit jeden Rest von Allgemeingültigkeit verloren haben und somit anderen in der Tat nichts zu sagen haben.
Ist eine Autobiographie immer auch ein Versuch, sein Leben im Setzkasten der Zeit zu positionieren, ihm einen Sinn zu geben, die eigene Existenz zu rechtfertigen, so ist diese fiktive Autobiographie ein letztes beeindruckendes Bekenntnis der Sinnlosigkeit einer menschlichen Existenz.
Autobiographien leben eben der Wechselwirkung des Ichs mit der Welt. Hier aber ist diese Beziehung eine recht einseitige. So etwas wie äußere Handlung fehlt fast völlig. Manchmal sehen wir Soares am Fenster seines im vierten Stock gelegenen Büros in den Regen hinausschauen, ein anderes Mal streift der durch das Lissabon der kleinen Leute. Jedes äußere Ereignis, vom Regen über das Klingeln der Straßenbahn bis hin zu Soares Chef Vasquez, wird verinnerlicht, ins rein Seelische transponiert. Die Umwelt als Metapher der Seele. Entsprechend besteht das Buch aus einer Unzahl von Fragmenten. Pessoa an Cortez-Rodrigues (19.11.1914):“Meine Geistesverfassung zwingt mich derzeit, ohne daß ich etwas dagegen tun könnte, häufig am Buch der Unruhe zu arbeiten. Aber alles nur Fragmente, Fragmente, Fragmente.“
Der fragmentarische Charakter des ist die einzig annehmbare Form der Darstellung in diesem Fall und sie ist ein Zeichen für die Unfähigkeit des Hilfsbuchhalters Soares sein Denken, Fühlen und Handeln, kurz sein Leben zu einem Ganzen zu formen.
Bezeichnenderweise kreisen seine Reflexionen sehr häufig um das Träumen. Nichts ist weiter von der physischen Welt entfernt wie der Traum oder die Vorstellung von der eigenen Nichtexistenz im Tod. Reflexion über die Träume ist eine schwierige Arbeit. Sie zwingt zu besonderen Formend es sprachlichen Ausdrucks. Die Paradoxie ist eine davon, die von Pessoa in diesem Buch oftmals bis in Unverständlichkeit getrieben wird. Vom Manieristischen über das Symbolistische bis tief hinein in das Labyrinth des Paradoxen bewegt sich die Sprache auf ihrem Versuch eine über die Grenzen zum Pathologischen hinaustreibende Reflexion des eigenen Ich sprachlich fassbar zu machen. Gerade darin liegt der außerordentliche Reiz dieses Buches, das einem die volle Aufmerksamkeit abverlangt, die man aufzubringen imstande ist. Groß ist die Versuchung, sich von den hypnotischen Relfexionen hinweg treiben zu lassen. Dann aber wird das Buch tatsächlich zu einem, das nichts mehr zu sagen hat. Über die Rezeptionsgeschichte dieses Werkes, das erst nach Pessoas Tod in unvollendeter Form 1935 erschien, auf Deutsch sogar erst in den 1980er Jahren, kann ich nichts sagen, aber ich bin der festen Überzeugung, das dieses Buch zu den wichtigsten Werken der Klassischen Moderne gehört.
Musik Rezension
Schmoov – While you wait
Dass mindestens einer der drei Engländer früher mal in einer Funkband gespielt hat, ist dennoch deutlich zu hören, wenn auch der Jazz in der zweiten Häfte der Platte mehr Raum einnimmt.
Ohne je aufdringlich zu wirken, schiebt sich diese Musik zwischen uns und die Welt. Wie eine Scheibe bunten Glases, die das ewig graue Licht wie den immergrauen Lärm um dich herum filtert und nur das durchlässt, was du nicht bestimmen kannst aber dennoch willst. Die Welt um dich herum wird sicher nicht bunter durch diese Musik, aber der graue Dreck des Tags eben auch nicht grauer.
Vielleicht wirst du die Augen zumachen wollen, wenn du am Bahnhof stehst, auf den verspäteten Zug (kam je einer pünktlich?) wartend diese Platte hörst. Vielleicht möchtest du dich auf der Musik hinwegträumen, an schönere Orte als diesen Bahnhof, zu netteren Menschen als diesen grauen griesgrämigen Passanten. Tu das nicht! Schau dir die Umgebung an. Leg die Musik über den Lärm des Bahnsteigs und mach die Wartenden zu Sklaven deiner Musik. Schau, wie sie sich gegen Rhythmus und Melodie wehren… Nichts harmoniert mit der Musik in deinem Ohr. Alles außerhalb dieser Harmonie wird lächerlich, schließlich irrelevant. Du trittst einen Schritt zurück von der Welt und erkennst, dass Darinsein kein erstrebenswertes Ziel mehr sein kann. Dein bunter Regenmantel macht dich immun gegen das bleierne Grau um dich herum.
Das Warten auf irgendwas oder irgendwen wäre mir viele Male leichter gefallen, wenn ich dabei diese Platte hätte hören können.
Literatur Rezension
Helmut Koopmann – Goethe und Frau von Stein
Jede Darstellung der Beziehung von Goethe und Charlotte von Stein leidet unter der Tatsache, dass lediglich Goethes Briefe erhalten sind. Charlotte von Stein ließ sich nach dem Abbruch der Beziehung ihre Briefe zurückgeben. Sie hat alle verbrannt. So bleibt man allein auf Goethes Briefe angewiesen. Über 1700 schriftliche Mitteilungen, Briefe und Zettel hat Goethe Charlotte im Laufe der Jahre zukommen lassen. Diesem Problem muss sich auch diese Studie stellen. Eine wirklich glaubwürdige Darstellung kann so meiner Meinung nach nicht gelingen. Reaktionen, Gefühle, ja Charlottes ganze Sichtweise auf diese Beziehung muss man aus Andeutungen in Goethes Briefen erschließen.
Um dem Briefwechsel der beiden und damit der gesamten Studie mehr Profil zu verleihen, wirft Koopmann im zweiten Kapitel einen Blick auf Goethes Briefwechsel mit Auguste Gräfin zu Stollberg, den er überzeugend als zeittypische Seelenoffenbarung im Zeichen von Empfindsamkeit und Werther-Nachfolge charakterisiert. Dadurch gewinnt der Briefwechsel mit Charlotte von Stein ungeheuer an Glaubwürdigkeit. Dass der Briefwechsel monologischer Art ist, verwundert angesichts der fehlenden Briefe von Charlotte keineswegs. allerdings läuft man Gefahr, auch die Beziehung von Goethe zu Charlotte als monologisch anzusehen. Sicher war der um sieben Jahre jüngere die treibendene Kraft, aber er wird mit Sicherheit im Laufe der Zeit auf ähnliche Gefühle, wenn auch sicherlich etwas zurückhaltender, bei Charlotte gestoßen sein.
Koopmann verfolgt präzise diese für Goethe wie für die Literatur besondere Beziehung. Bis zum Bruch bei Goethe Rückkehr aus Italien 1788 widmet der Autor jedem Jahr ein eigenes Kapitel. Mit feinem Gespür verzeichnet er Momente tiefster Zuneigung und Phasen der Abkühlung und Distanz. Einen etwas angestrengten und daher wenig überzeugenden Eindruck bekommt der aufmerksame Leser, wenn er feststellt, dass in beinahe jedem Kapitel bis zur Abreise Goethes nach Italien jeweils von Höhepunkten, von Goethe selbst nicht übertroffenen, immer neuen Gipfeln des sprachlichen Ausdrucks die Rede ist. Doch davon sollte man sich nicht anhalten lassen, dieser Studie zu folgen, die anhand reichlicher Auszüge aus Goethes Briefen, Werken und anderen Quellen den Verlauf der Beziehung eindrücklich nachvollzieht.
Elf Jahre sollte Goethes Beziehung zu der sieben Jahre älteren, verheirateten Hofdame dauern. Das gesamte erste Weimarer Jahrzehnt von Goethes Ankunft 1775 bis zu seiner Flucht nach Italien am 3. September 1786. Elf Jahre, in denen sich Goethe von dem jungen, ungestümen Stürmer und Dränger, der zusammen mit dem Herzog und ein paar anderen jungen Männern den Hof von Weimar zum großen Verdruss der alteingesessenen Gesellschaft mächtig durcheinanderwirbelte zu einem Mann, der der Gesellschaft und den Amtsgeschäften überdrüssig war und seinen einzigen Ausweg in der Flucht sah, entwickelte.
Der Frage, die natürlich am meisten interessiert, ob denn da mehr war als aus heutiger Sicht harmlose Zärtlichkeiten, weicht Koopmann nicht aus, allerdings bekommt man von ihm kein klares „Ja“ zu hören. Er ist sich sicher, dass die beiden sich an den unzähligen Abenden, an denen sie allein miteinander waren, mehr getan haben als nur Konversation zu betreiben. Und in der Tat legen manche Briefe das auch nahe.
Immerhin muss Koopmann vor der Frage kapitulieren, was es denn nun gewesen sei, das Goethe so lange an Charlotte fasziniert hat. Zwar kann er die dunklen Augen nennen, von denen Goethe oft sprach, und von deren Schönheit die wenigen Stiche, die von Charlotter erhalten sind, nur ein sehr blasses Abbild geben, aber das scheint ihm etwas wenig zu sein. Einen anderen, tieferen Grund für Goethes Liebe findet er nicht. Gott sei dank, denn was wäre die Liebe, wenn ein emeritierter Literaturprofessor sie erklären könnte?
Man wird Goethes Werke aus dieser Zeit nach der Lektüre diese Buchs etwas genauer lesen, denn die Liebe zu Charlotte findet auf vielen direkten und indirekten Wegen Eingang in das Werk des Dichters. Denn genau darin liegt die Bedeutung dieser Liebe für uns. Dass sie uns Einblick gewährt in die bisweilen verschlungenen Pfade, auf denen das Leben in die Dichtung hinüberreicht.
Musik Rezension
Sick of it all – Scratch the surface
Hinter den alle Individualität nivellierenden Verhaltensweisen. das zeigt der 7. Song, zu denen der Mensch gezwungen zu sein glaubt, ist erkennbar, was nicht in die Hochglanzbroschüre einer scheinbar fröhlichen Konsumgesellschaft passt: Schmerz und Leid.
Tief steckt der Frust über die alle Unterschiede zwischen den Menschen einebnende Konsumgesellschaft. Der Bürger wird reduziert auf seine Funktion als Konsument. Mit dieser Entwicklung parallel läuft ein Prozess, der den Bürger an Konformität gewöhnt und ihn auf dem Umweg über die Verlockungen der schönen Konsumwelt einer letztlich politischen Unmündigkeit entgegenführt.
Kant zufolge sollte sich der Mensch aus „seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ erheben. Dieses Album warnt uns davor, den entgegengesetzten Weg einzuschlagen, zurück in die weichen Kissen einer Unmündigkeit, die es letztlich erlauben würde, politische Mitsprache, Menschenrechte und Demokratie abzuschaffen.
Literatur Rezension
Julian Barnes: Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln
Mit seinem Roman „Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln“ ist dem englischen Schriftsteller Julian Barnes 1989 zweifelsohne ein großer Wurf gelungen. Mit Fug und Recht darf man das Werk als modernen Klassiker bezeichnen; Mit Recht befindet es sich auch auf den „Have-to-read“-Listen der literaturwissenschaftlichen Seminare, die sich mit moderner englischer Literatur beschäftigen (Dieser Umstand hat zwar keine große Bedeutung, nur fallen mir solche Sachen natürlich erst nach Beendigung meines universitären Studiums auf!).
Nein, das Buch ist kein entspannender Lesegenuss! Es treibt dem Leser derweilen ganz ordentlich Schweißperlen in die Stirn. Das kleine Gehirnjogging, das Barnes dem Leser hier zumutet, fordert unsere Kondition und Konzentration durch den experimentellen Charakter, den er diesem Werk zugrunde legt. Das Schweißtreibende und zugleich das Faszinierende an dem Werk sind seine formalen Aspekte. Der Text in seiner Gesamtheit entzieht sich einer klaren gattungstypologischen Charakterisierung. Es ist kein herkömmlicher Roman aus einem Guss, sondern am ehesten vielleicht ein „Portfolio“, eine Zusammenstellung von unterschiedlichen Textsorten, Genres und Erzählperspektiven. Angefangen bei dem Bibelkommentar des ersten Kapitels aus der Perspektive eines blinden Passagiers, über den rasanten psychologischen Thriller des zweiten Kapitels, den Orginaldokumenten eines tierischen Schauprozesses mit den Elementen der Tierfabel bis hin zu Reise- und Katastrophenberichten und einer Bildbeschreibung ist an Textgattungen eine große Bandbreite ausgeschöpft. Verbunden sind diese Texte durch eine zentrale Metapher für das menschliche Dasein bzw. das Dasein der Schöpfung, die in unterschiedlicher Gestalt und Variation in den Texten immer wieder auftaucht: Die Gefährdung der Schöpfung durch die Sintflut und die Errettung durch Noah und seine Arche. Auch wenn die einzelnen Texte in die unterschiedlichsten Richtungen streben und oft gar nichts miteinander zu tun haben, sind sie durch die gemeinsame grundlegende Metapher miteinander verbunden. Sie schwebt quasi über allen Texten und bildet eine Synthese, die es dem Werk dann doch noch erlaubt als Roman bezeichnet zu werden.
Wie der Titel bereits bereitwillig Auskunft gibt, erwartet den Leser eine Geschichte der Welt in 10 ½ Kapiteln. 413 Seiten hat sich der Autor dafür Platz genommen. Eine Hybris sondergleichen, denkt sich jeder Leser bei der ersten Begegnung. In dieser anmaßenden Verkürzung liegt aber gerade die verführerische Kraft: Sofort beginnt man zu überlegen, welche Ereignisse der Weltgeschichte von derartig herausragender Bedeutung sein könnten, dass sie in einer Dokumentation der Weltgeschichte Eingang finden könnten. Die Auswahl, die wir vorfinden, ist natürlich stark idiosynkratisch. Mal sind die Texte fiktiv, mal historisch belegt. Die Abfolge der Kapitel ist weder chronologisch geordnet noch kausallogisch miteinander verknüpft. Der Eindruck der Beliebigkeit drängt sich dem Leser auf. Die Romanüberschrift, die an Sir Walther Raleigh´s „The History of the World” (1614) angelehnt ist, variiert diese, indem sie den bestimmten Artikel durch den unbestimmten ersetzt. War Raleighs monumentales Werk noch durch das ehrgeizige Ansinnen geprägt, die Geschichte der Welt seit ihrer Schöpfung als eine lineare Entwicklung wiederzugeben, so stellt sich Barnes Weltgeschichte dem Publikum als eine unter vielen vor. Der Gültigkeitsanspruch ist dem Autor in dieser Zeit verloren gegangen. Durch die zahlreichen heterogenen Kapitel, die wie ein Strauss von Feld- und Wiesenblumen in einer Vase auf dem Tisch stehen, zusammengehalten durch eine zentrale Metapher, zeugen von einer zyklischen Geschichtsauffassung. Die Wahrnehmung der Geschichte ist hier geprägt durch die Fragmentierung und Diskontinuität moderner Wirklichkeitserfahrung. Eine lineare Geschichtsschreibung wie bei Sir Raleigh, das große historische Erzählen ist nicht mehr möglich. Im Vordergrund steht die Erkenntnis, dass jeglicher historischer Zusammenhang arbiträr ist und nur von einer interpretierenden Geschichtsschreibung zusammengehalten wird. Chronologie, Kausalität und Fortschritt werden in dem Roman angezweifelt. In der Geschichte wiederholen sich lediglich immer wieder dieselben Phänomene. Der gesamte Komplex der Sintflut und der Arche, wie sie im ersten Kapitel beschrieben wird, hat auch in heutiger Zeit ihre Gültigkeit und wird im Roman zur zentralen Metapher für die menschliche Existenz.
Alles in allem hat der Autor etwas Ähnlichkeit mit einem mittelalterlichen Bibelkommentator. Er kommentiert und interpretiert im ersten Kapitel den Bibeltext und wendet ihn in den folgenden Kapiteln auf Situationen in der neueren Geschichte an. Er argumentiert überzeugend, dass das in der Bibel enthaltene Grundprinzip, sei es hier noch so bitterböse und zynisch interpretiert, Gültigkeit für das Leben des Menschen im Allgemeinen wie durch die Geschichte hindurch besitzt.