Irgendwie war die Stimmung ein wenig aggressiv. Neben mir beschimpften sich zwei: „Dumme Fotze“, „Fick dich!“. Nicht unbedingt außergewöhnlich bei einem Konzert, wo jungen Menschen vom Alkohol und der Erwartung des Konzerts aufgestachelt, ein bissl durch den Wind sind. Aber weder waren gestern junge Menschen in größerer Anzahl anwesend noch schienen die Leute dem Alkohol besonders zugesprochen zu haben.

Der Altersdurchschnitt lag deutlich jenseits der 40. Entspannt war die Atmosphäre vor allem vor dem Konzert also nicht unbedingt. Der Show tat das keinen Abbruch. Gewohnt souverän spielten Element of Crime ihr Set vor dem eigentlich doch braven Mannheimer Publikum, das aber im Rund des Capitol nicht vollständig Platz fand. In den Eingängen zum Saal standen die Menschen noch immer fünf oder sechs Reihen tief, froh, wenn sie einen kurzen Blick auf die Bühne werfen konnten. Das Capitol war ausverkauft. Auf dem Parkett war zu wenig Platz, auf der Empore hingegen schien man sich nicht zu drängen. Sicher ist es eng auf einem Konzert, aber dass die Leute sich so zusammen quetschen mussten, dürfte sicher ein Grund gewesen sein, dass die Gemüter sich ein wenig erhitzten. Möglicherweise hat man ein paar Karten zuviel verkauft oder den Platzbedarf der Mitvierziger unterschätzt.

Klar, ein Konzert zum Abtanzen war es nicht, aber das dürfte wohl auch niemand erwartet haben. Bei dieser Band steht bekanntlich der Text im Vordergrund, die Musik ist im besten Fall eine angenehme Begleiterscheinung. Und live wirken die Texte noch beeindruckender als auf der Platte, da der Regeners Vortrag noch eine Spur schnodderiger und dreckiger wirkt. Über die Texte selbst ist genug gesagt worden, so dass ich mich hier darauf beschränken kann, festzustellen, dass die aus dem Alltäglichen entspringende Metaphorik der Texte im deutschsprachigen Raum noch immer unübertroffen ist.

Vor dem Hauptact durfte Maike Rosa Vogel ein paar ihrer Liedchen spielen. Sie kam mir vor wie ein weiblicher Bob Dylan Klon (nicht was das Äußere angeht!), der zuviel Carla Bruni gehört hat und beim Schreiben ihrer Texte im Hintergrund eine Platte von Element of Crime laufen lässt. Ihr durchaus engagierter Auftritt konnte aber nicht die erheblichen Schwächen in ihren Texten verdecken. Der viel zu deutliche autobiographische Bezug wirkte im besten Fall nur unangenehm. Viel schwerer wog, dass den Texten zumeist die innere Logik fehlte.


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