Karriere-Praktikant

Gestern saß ich im Café und wartete auf meine Freundin. Am Nebentisch nahmen drei junge Männer Platz. Da der Laden leer war, konnte, besser musste ich das Gespräch verfolgen. Inhaltlich ging es um irgendwelche Projekte, Zeitpläne, Budgets. Ihr Sprache aalglatt, reingewaschen von unzähligen Assessments und Bewerbungsgeprächen, gesäubert von regionalem Einschlag und individuellem Ausdruck. Offensichtlich ein paar junge Nachwuchskräfte, die sich in ihren Berichten von ihren zahlreichen Praktika bei den größten Konzernen gegenseitig überboten. Wie großartig doch dieser Konzern sei, wie effizient jener arbeite usw.

Juden, Moslems, Gene und PR: Sarrazin und das Sommerloch

Wenn alles nur der PR für sein in ein paar Stunden erscheinendes Buch dienen sollte, dann ist die Sache mehr als gelungen. Ob der Preis dafür nicht ein wenig hoch ist, weiß Sarrazin wohl nur selbst. Immerhin dürfte er die Konservativen, die bekennenden aber auch die zahlreichen Anhänger der verborgenen Rechten als potentielle Käufer gelockt haben. Vielleicht greifen auch ein paar BILD-Leser zu. Denn nicht auf die Leser, auf die Käufer kommt es an, wie jeder Verleger heute weiß. Ist diese Ausweitung der Zielgruppe vielleicht auch abgeschmackt und möglicherweise in den Augen des Autors nur Mittel zum Zweck und insofern der Steigerung der Absatzzahlen dienlich, so könnte der politische Preis vielleicht ein wenig höher sein als gedacht.

„Das Tier in mir“ auf RTL2

Im Moment läuft auf RTL2 die Sendung „Das Tier in mir“. Soviel ich mitbekommen habe, geht es um Folgendes. Zwei Nicht-mal-mehr-F-Kasse-Promis (der Autohändler Jörg und eine blonde Porno-Darstellerin namens Annina). Ihre Aufgabe, ihre Herausforderung besteht darin, sich 4 Tage lang wie ein Tier mit den Tieren zu leben.

Die Melancholie der Portugiesen

Der Portugiese neigt zur Melancholie. Das klingt wie ein Klischee. Fado scheint das zu belegen. Und wer Pessoas „Buch der Unruhe“ gelesen hat, der wird das bestätigen. Vielleicht ist dieses Buch (eine Besprechung ist auf diesem Blog verfügbar) die Apologie der Melancholie und damit ihre höchst mögliche Ausformung vor dem Sturz in die Depression. Der von seinem Zimmer aus auf die schmalen Straßen der Lissaboner Altstadt blickende Hilfsbuchhalter Bernado Soares, der Protagonist dieses Buches, ist einer der größten Melancholiker in der Literatur. Aber die wenigsten Portugiesen werden dieses Buch gelesen haben. Also hat Pessoa seine Landsleute nicht mit diesem Gemütszustand angesteckt. Daher kann die Melancholie der Portugiesen also nicht rühren.

Take me to Portugal, take me away

Ok, vielleicht passt „spanish caravan“ nicht ganz, aber was besseres faellt mir im Moment nicht ein.  Nach 10 Tagen in Portugal verschwimmen langsam die vielen Eindruecke zu einem Gefuehl, das der Farbe des Ozeans gleichen mag. Leider habe ich keine Zeit fuer eingehende Schilderungen, also schicke ich lediglich einen Gruss aus Olhao. Nach dem langen Schweigen auf diesem Blog, das sicherlich neben der Faulheit auch an der Ideenlosigkeit lag, sprudelten die Ideen in den letzten Tagen. Leider bestand keine Moeglichkeit zu bloggen. Das ist umso traurigen, als die meisten der Ideen und Einfaelle wieder verblasst sind und nur die durchsichtige Erinnerung an ihre Existenz bleibt. Vielleicht sollte man technisch aufruesten, um auch auf Reisen bloggen zu koennen. Immerhin passen sowohl Blumenberg als auch der gute alte Nietzsche sehr gut als Reiselektuere zu diesem Land. Davon nach meiner Rueckkehr mehr.

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