Klar, Haiti wird dieser  Post nicht helfen. Immerhin ist die Nachricht der Katastrophe bis zu uns gedrungen und viele spenden, um zu helfen. Da kann man sich doch mal im Namen der Humanität bei den Medien bedanken, oder? Danke, dass stündlich weitere Horrormeldungen generiert werden. Danke, dass ich noch ein Live-Interview vom Schauplatz der Katastrophe bekomme, in dem auch nichts Neues berichtet wird als vor 10 Stunden. Wer versorgt eigentlich die ganzen Reporter?

Wer stellt ihnen Strom, Wasser, Benzin und Nahrung für ihre Berichterstattung? Was Haiti sicherlich nicht brauchen kann, ist ein ehrgeiziger Journalist, der im Katastrophengebiet zu einer Antonia Rados der Karibik werden will, um seinem Sender Quote und sich selbst Prestige zu bringen. Jeder, der die Menschen für ein erschütterndes Interview vor die Kamera zerrt, bringt nicht Aufklärung, Information und damit indirekt  Hilfe, sondern schlachtet das Ereignis aus niederen Beweggründen aus und verschwendet wohl obendrein auch  noch die ohnehin schon knappen Resourcen auf der Insel. Wem damit geholfen sein soll, weiß ich nicht. Es scheint sich also auch dieses Mal wieder zu beweisen, dass diese Katastrophe die Menschen und die westliche Gesellschaft auf Dauer unbeeindruckt lassen wird. Wenn in ein paar Wochen eine andere Sau durch die Straßen der Medienlandschaft direkt in unsere Aufmerksamkeit getrieben wird, hat man Haiti wieder vergessen Immerhin stehen große Ereignisse in den nächsten Wochen vor der Tür. DSDS und Ähnliches bringen sich schon langsam wieder in Position. Vielleicht wird ja am Jahresende in einer der öden Jahresrückblicke einer der Jauch-Klone exklusiv ein paar Betroffene einfliegen lassen, um auch das letzte bißchen Quote aus der Katastrophe zu quetschen. Der Jahresrückblick als mediale Restverwertung. Aber das wäre ein anderes Thema.

Die vielbeschworene Weltgemeinschaft hilft im Moment wohl, wo sie kann. Unbürokratisch und so schnell wie möglich. Reporter braucht man da kaum. Aber ist diese Hilfe nicht nur eine Alimentierung des Elends? Kurzfristig ist die Hilfe, aber  nicht nachhaltig. Von Dauer nur insofern, als man die Dritte Welt auch auf medialem Gebiet ausbeuten kann, wenn man sie in einem gewissen Stadium der Abhängigkeit hält. Wenn das auf wirtschaftlichem Feld funktioniert, wieso dann nicht auch auf medienökonomischen Gebiet? Helfen immerhin muss man. Aber auch Hilfe kann unlauter sein.

Kategorien: Gedanken

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