Sick of it all – Scratch the surface

Hatte ich doch letztens glatt den Namen dieser Band vergessen. Es ist kein neues Album, sondern kam bereits 1994 heraus. Dennoch passt es sehr gut in die heutige Zeit. Obwohl Musik Gott sei dank nicht in irgendeine Zeit passen muss. Hauptsache sie ist gut. Und dieses Album passt deshalb so gut, weil es so unpassend ist. Die Musik ist alles anderen als massenkompatibel und soll es auch gar nicht sein. Guter alter Hardcore ist zu Hören: schnell, hart und kompromisslos. Äger, Hass und ein gute Portion Trotz sind in jedem Lied zu spüren. Man muss schreien, wenn man gehört werden will. Gerade heute. Die Tracks Nummer 6 und 7 (Step down und Maladjusted) bilden das Zentrum dieses Albums. In „Step down“ kommt die wütende Kritik an der alle Unterschiede einebnenden Konsumgesellschaft am deutlichsten zum Ausdruck. Dieser Song zeigt eine Gegenwelt, in der die Oberflächlichtkeiten und ritualisierten Verhaltensweisen der modernen Konsumgesellschaft nichts zählen. Nicht die Fassade ist das Wesentliche, sondern die Substanz.
Hinter den alle Individualität nivellierenden Verhaltensweisen. das zeigt der 7. Song, zu denen der Mensch gezwungen zu sein glaubt, ist erkennbar, was nicht in die Hochglanzbroschüre einer scheinbar fröhlichen Konsumgesellschaft passt: Schmerz und Leid.
Tief steckt der Frust über die alle Unterschiede zwischen den Menschen einebnende Konsumgesellschaft. Der Bürger wird reduziert auf seine Funktion als Konsument. Mit dieser Entwicklung parallel läuft ein Prozess, der den Bürger an Konformität gewöhnt und ihn auf dem Umweg über die Verlockungen der schönen Konsumwelt einer letztlich politischen Unmündigkeit entgegenführt.
Kant zufolge sollte sich der Mensch aus „seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ erheben. Dieses Album warnt uns davor, den entgegengesetzten Weg einzuschlagen, zurück in die weichen Kissen einer Unmündigkeit, die es letztlich erlauben würde, politische Mitsprache, Menschenrechte und Demokratie abzuschaffen.
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