Im Supermarkt um die Ecke befindet sich auch die Filale einer Bäckerei. Bäckereien gibt es hier  gerade genug. Aber keine, die mehr selber bäckt. Das Angebot ist überall das gleiche, die Brötchen gleichen sich wie Eier, jeden Tag. Soll ich mich jetzt bei der Verkäuferin dafür bedanken, dass sie den Backautomaten gemäß den Angaben der Zentrale richtig bedienen kann? Und bei wem könnte ich mich beschweren, wenn es einmal der Fall wäre? Die Verkäuferin ist ja wohl die unbeteiligste von allen und die Zentrale weit weg. Wo, das weiß ich ja gar nicht. Also kaufe ich Brot, das im Backautomat aufgebacken wird und morgens als Rohling aus der Zentrale kommt. Ich kaufe also etwas an einem Ort, der nicht das ist, was er zu sein vorgibt, denn gebacken wird in diesen Backshops ja nicht, nur aufgebacken. „Ofenfrisch“, wie es Aldi nennen wollte, ist ja wohl ein freches Adjektiv, auf jeden Fall ein betrügerisch verlogenes. Und ich kaufe etwas, von dem ich nicht weiß, wer es wie gemacht hat. Daran hat man sich ja eigentlich gewöhnt, wenn man im Supermarkt eingekauft, vielleicht geht das in diesem Umfang ja auch gar nicht anders.

Aber eine Bäckerei sollte doch etwas anderes sein. Ein Geschäft, das Vertrauen bietet, Vertrauen in die Qualität des Produkts und Vertrauen in die Kompetenz der Mitarbeiter. Wir sind von unseren Lebensmittel so entfremdet, dass wir noch nicht einmal mehr erkennen, dass die gesamte Branche der industriellen Lebensmittelproduktion auf Betrug aufgebaut ist. Wenn man auf Produktbeschreibungen lesen muss, dass das Produkt „nach Hausfrauen Art“ hergestellt sei oder ähnliches, so ist das doch nur auf den ersten Blick frech. Im Grunde ist das doch Betrug, Vergaukeln falscher Tatsachen zum Zwecke des Profits. Warum machen wir das mit? Aus Faulheit? Aus Gewohnheit? Vielleicht auch aus naiver Leichtgläubigkeit.

Ich war das Wochenende über in der Pfalz, am Rande des Pfälzerwalds. Ein Weingut am anderen. Überall kann ich lokale Produkte kaufen, die gerade Saison haben. In jedem Weingut kann ich sehen und erfahren, wo der Wein herkommt, ja ich kann sogar mit dem Winzer sprechen. Hier erst bekommt man wieder vor Augen gehalten, welche Wertschätzung in den Lebensmittel eigentlich stecken sollte, die wir leichtfertig über Bord werfen, wenn wir beim Backshop um die Ecke unsere Brötchen kaufen. Lokale Märkte, nicht globale sollten wir mit unserem Kaufverhalten fördern, soweit man das selbst in der Hand hat. Wieviel Sprit könnte man alleine sparen, wenn man die Kartoffel vor Ort kauft und nicht irgendwelche, die durch halb Europa gefahren wurden.

Kategorien: Gedanken

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