Durch die wilden Highlands

Inverrnes gilt als Tor zu den Highlands. Von hier aus lassen sich Auflüge und Touren in alle Richtungen unternehmen. An entsprechenden Angeboten besteht auf Seiten der Tourismusbranche kein Mangel. Aber warum den vermeintlich bequemen Weg gehen und sich für einen ganzen Tag in einen Bus zu setzen mit Leuten, die man sich nicht aussuchen kann. Wenn ich an die seltsamen Menschen denke, denen wir gestern begegnet sind (fast ausschließliche Deutsche!!!), will ich mir nicht vorstellen, einen ganzen Tag an diesselben qua touristischem Zwang gefesselt zu sein. Einer blieb mir in besonders in Erinnerung. Er trat auf in Baskenmützen, Tweedsakko und Stoffhosen, sah in seiner Staffage schottischer aus als die Dudelsack spielenden Kinder mit ihren roten Gesichtern und den dunklen Kilts. Was soll das. Lief herum wie der Burgherr auf Eilan Donan. Egal. Um uns also dem touristischen Viehtrieb ein wenig zu entziehen, mieteten wir uns ein Auto (was insgesamt gesehen sogar billiger war als die guided Tours) und zogen auf eigene Faust los.

Allein das Linksfahren ist schon Abenteuer genug. Wer außer den spleenigen Briten, den Japaner und den Australiern fahren denn überhaupt noch links? Die Inder ? Ich weiß es nicht. Obwohl es auf Dauer nervt, ist es doch eine ganz spannende Sache. Total anders und doch ziemlich ähnlich zu dem , was man sonst auch tut. Brenzlig wird es ohnehin kaum hier in der Gegend, denn es gibt keinen nennenswerten Verkehr, wenn man mal aus der Stadt raus ist. Für einen deutschen Autofahrer ein beinahe kostbares Erlebnis. Der erste Stopp war Uruquart Castle, (klingt irgendwie aramäisch) malerisch am Loch Ness gelegen, aber im Ganzen eher unscheinbar, vor allem verglichen mit Dunnotar Castle. Loch Ness ist großartig und größer als ich dachte. Nach Loch Ness folgt ein weiterer See namens Loch Lochy – kein Witz. Da ist die ganze Kreativität der Umwohner wohl in die Erfindung des Nessy-Mythos geflossen, sodass für einen kreativen Namen wohl keine Energie mehr da war. Lustig ist der Name aber auf alle Fälle.

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Bereits in der Nähe der Westküste liegt Eilan Donan! Jeder, der in dieser Gegend unterwegs war, ist auch hier vorbei gekommen. Als Kulisse für ein gutes Dutzend Kinofilme hat es gedient, natürlich auch für Highlander. Man kann eine Burg wirklich an keinem besseren Ort bauen als vor dieser Kulisse. Absolut grandios!!! Eine Besichtigung kann man sich im Grunde sparen, besteht die Ausstellung doch im Grunde nur aus einem Rundgang durch ein paar Räume inkl. Küche, die in den späten 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts nach dem Wiederaufbau der Burg eingerichtet wurden.

Weil es erst Mittag war, als wir vor Eilan Donan standen und dem oben erwähnten Jungen mit dem Dudelsack zuhörten, wie er „Scotland the brave“ spielte, beschlossen wir, noch ein wenig weiter nach Westen zu fahren, auf die Isle of Skye, die Wolkeninsel, die heute jedoch einen fast wolkenlosen Himmel präsentierte. Durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist sie zurecht das Statistiken zufolge dritt beliebteste Reiseziel in Schottland. Und trotzdem war der Verkehr und der Andrang der Touris auch hier überschaubar. Aber vor der großartigen Bergkulisse, durch die sich die Straße windet, verblassen solche Dinge ohnehin. Autofahren ist hier trotz des geringen Verkehrs gefährlich, weil man immer versucht ist, aus dem Fenster zu schauen, um die Landschaft zu bestaunen. Nur die typischen schottischen Highlandrinder mit ihrem zotteligen roten Fell und ihren langen Hörnern stemmen sich mit ihrer imposanten Statur gegen die überwältigende Landschaft und grasen gemütlich am Straßenrand. Eine komplette Tour um die Insel herum war uns letztlich doch ein wenig zu lang, da sie uns erst spät in der Nacht wieder nach Inverness zurück gebracht hätte. Immerhin sind wir bis in die Mitte der Insel, bis nach Portree, vorgedrungen.

Um die Rückfahrt etwas interessanter zu gestalten, wählten wir eine Nebenstraße, die direkt in die Highlands führte. Die Straßenkarte verschwieg uns, dass es sich bei dieser Route um eine zum Teil einspurige (und ich rede nicht von einer Spur pro Richtung!!!) teils unbefestigte Straße mitten durch das menschenleere Hochland handelte. Somit war dem Abenteuer wieder genüge getan.

Ach so, das Auto hat den Trip ohne Schrammen überstanden. Ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt aber: noch immer haben wir weder einen Puffin noch einen Delphin gesehen, obwohl man die hier angeblich überall zu Gesicht bekommt. Abwarten!
Bilder von Skye folgen

Helsinki

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Seit gestern in Finnlands Hauptstadt. Nach den drei eher beschaulichen baltischen Haupstädten zeigt sich Helsinki als eine echte europäische Hauptstadt: große Straßen, dichter Verkehr, viele geschäftige Menschen. Nicht dass es das in den anderen Städten unseres Trips nicht auch gegeben hätte, aber hier ist doch alles eine Spur hektischer. Am besten lässt sich dies am Hafen erfahren. Hier verkaufen die Menschen ihren Fisch direkt vom Boot (allerdings auch Kartoffeln), brechen kleine Boote zu Rundfahrten auf. Eine Fähre verbindet die umliegenden Inseln mit der Stadt und dicke Kreuzfahrtschiffe schicken ihre Passagiere auf Landgang. Beschaulichkeit verbindet sich hier mit Betriebsamkeit zu einer besonderen Mischung. Allerdings sind hier auch sehr viele Touristen unterwegs. In breiten Straßen fallen sie nicht sonderlich auf, nur vor den Sehenswürdigkeiten ballt sich die Menge der Besucher. Dutzende Busse bilden eine Wagenburg um die sehenswerten Plätze und Gebäude, als wollten sie diese ganz für sich behalten.
Was uns aber mehr als die vielen Touristen, zu denen wir ja schließlich auch gehören, überrascht hat, sind die Preise. Es ist natürlich kein Geheimnis, dass das Leben in Skandinavien teuer ist, aber nach mehr als zwei Wochen in Ländern, in denen das Leben für uns günstig war, waren wir doch ein wenig geschockt. Im Schnitt ist hier altes zwei bis dreimal so teuer wie bei uns. Das hat uns gestern Abend allerdings nicht davon abgehalten, einem traditionellen finnischen Abendvergnügen beizuwohnen: Heavy Metal Karaoke. Nach zögerlichem Beginn kam so gegen elf richtig Stimmung auf, als die ersten Sänger sich ihrer Oberbekleidung entledigten. Wir verließen den Laden gegen ein Uhr, als zwei Halbnackte mit einer Ernsthaftigkeit “The evil that man do“ im Duett zu Gehör brachten, die selbst Bruce Dickenson Respekt abgenötigt hätte. Bei einem für Helsinki moderaten Bierpreis von 4,5 € hat unsere Kohle nicht länger ausgereicht.

Tallinn

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Unser Aufenthalt im Baltikum neigt sich dem Ende zu. Wir sind schon am Hafen von Tallinn und warten auf die Fähre nach Helsinki. Der Eindruck von Tallinn ist ein wenig ambivalent. Die Altstadt ist wunderschön aber total überlaufen. Am Morgen laden die riesigen Fähren und Kreuzfahrtschiffe tausende von Menschen hier ab, die alle in die Altstadt strömen. Aus aller Herren Länder quetschen sich geführte Gruppen durch die Hauptstraßen der Altstadt. Verlässt man die ausgetretenen Pfade und biegt in eine Seitenstraße ab, kann man die Schönheit der Stadt in Ruhe auf sich wirken lassen. Um sich das Ausmaß mal deutlich zu machen. Nur über den Hafen betreten jedes Jahr ca. acht Millionen Menschen die Stadt. Tallinn selbst hat nur knapp 400000 Einwohner…
Dennoch ist Tallinn eine sehr schöne Stadt, vor allem die Altstadt, die neben dem mittelalterlichen Kern und der noch in großen Teilen vorhandenen Stadtmauer zahlreiche liebevoll rekonstruierte Gebäude aus allen Epochen zeigt. Viele kleine Cafés und stylische Bars prägen das Bild einer Stadt, die eher  wie eine skandinavische als eine osteuropäische anmutet. Was das Leben eines europäischen Reisenden hier sehr erleichtert, ist der zur Zeit viel gescholtene Euro, den die Esten dieses Jahr eingeführt haben.
Können auf’s Schiff… Bis später.

Uzupis und Schweineohren

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Moin,
gestern haben wir also die Republik Uzupis besucht. Ein kleines Viertel in Wilna voll mit verrückten Leuten. Aber wie so oft sind auch hier schon ein paar Wohlhabende zugezogen, die ein paar Häuser bezogen haben, die den besten Blick über die restliche Stadt bieten. In 10 Jahren wird sich dieses Viertel sehr verändert haben. Genaueres über die Republik Uzupis und vor allem deren Verfassung findet man sicherlich bei google. Spannende Sache. Am späten Nachmittag servierte die Bedienung zum Bier die berühmten geräucherten Schweineohren. Was soll ich sagen, man kann sie essen… Ich denke aber, dass sie mit jedem Bier besser werden. Fritiert wären sie sicher auch nicht schlecht.

Wilna

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Viele Grüße aus der Hauptstadt Litauens. Hier geht’s ziemlich gemütlich zu. Kaum Verkehr, wenig Touristen, dafür viel zu sehen und viele kleine Cafés zum Entspannen.
Hier gibt es einen Staat im Staat: die Republik Uzupis, mitten in der Stadt. Eine Ansammlung von Künstlern und Fre
igeistern, die sich Ende der 90iger eine eigene Verfassung gaben, die jedem Bürger erlaubt, “sich wie ein Hund zu fühlen und zu verhalten “.
Genauer untersuchen wir diesen Staat erst morgen.