Mein Hund

Nein, nein, ich habe mir kein Haustier gekauft. Ich habe mit einen Hund angeschafft, virtuell, imaginär. Einen Mops, um genau zu sein. Das hat sehr praktische Vorteile. Ich spare die Steuer, muss nicht Gassi gehen, wenn es den Hund drängt, muss mir keine Gedanken machen, wem ich ihn geben kann, wenn ich in den Urlaub fahre. Und ich habe ihn immer um mich, wenn ich, egal wo. Letztens zum Beispiel saß er neben mir auf dem kleinen Ledersofa im gemütlichen Aufenthaltsraum im Bazpackers Hostel im schottischen Inverness. Hunde sind hier nicht erlaubt. Mir ist das egal. Und Yolanda auch. So heißt mein Mops. Würdevoll schaut sie umher aus ihren großen Augen. Ein wenig schläfrig mag ihr Blick sein, so wie der wohlwollende, leicht gelangweilte Blick eines wohlmeinenden aufgeklärt absolutistisch regierenden Markgrafen. Verena macht gerade ein Foto von uns. Ihr ist nicht bewusst, dass Yolanda mit auf dem Bild sein wird. Das ist der Vorteil des Spleens, man packt ihn aus, wann immer man möchte. Im Imaginären ist auch der Bettler König. Ich könnte mir imaginär natürlich auch eine Villa am Meer, einen Ferrari und eine Yacht zulegen, aber was soll ich damit? Das würde mich nur stressen. Dann bräuchte ich auch eine imaginäre Garage für meinen Ferrari, eine imaginäre Crew für meine Yacht und einen imaginären Immobilienverwalter. Und wer bitte schön will sich einen Immobilienverwalter imaginieren? Das ist doch krank, echt.
Man sollte schon aufpassen. Der Grad zwischen Spleen und Wahnsinn ist nicht breit wie man vielleicht denken mag. Mit Yolanda bin ich aber sicherlich noch deutlich auf der richtigen Seite. Wer anders denkt, tickt nicht richtig.

Der Norden ruft – ab auf die Orkneys

Nach dreieinhalb Tagen im sonnigen Inverness machten wir uns gestern auf, um die Zivilisation zu verlassen; auf in Richtung Orkney Inseln. Man mag denken, dass Inverness hoch im Norden liegt, doch weit gefehlt: Zwischen uns und Kirkwall liegen eine dreistündige Busfahrt nach John O’Groats, eine 40 minütige Fährpassage nach South Ronaldsy, gefolgt von einer weiteren 35 minütigen Busfahrt in den Hauptort der Orkneys.

Durch die wilden Highlands

Inverrnes gilt als Tor zu den Highlands. Von hier aus lassen sich Auflüge und Touren in alle Richtungen unternehmen. An entsprechenden Angeboten besteht auf Seiten der Tourismusbranche kein Mangel. Aber warum den vermeintlich bequemen Weg gehen und sich für einen ganzen Tag in einen Bus zu setzen mit Leuten, die man sich nicht aussuchen kann. Wenn ich an die seltsamen Menschen denke, denen wir gestern begegnet sind (fast ausschließliche Deutsche!!!), will ich mir nicht vorstellen, einen ganzen Tag an diesselben qua touristischem Zwang gefesselt zu sein. Einer blieb mir in besonders in Erinnerung. Er trat auf in Baskenmützen, Tweedsakko und Stoffhosen, sah in seiner Staffage schottischer aus als die Dudelsack spielenden Kinder mit ihren roten Gesichtern und den dunklen Kilts. Was soll das. Lief herum wie der Burgherr auf Eilan Donan. Egal. Um uns also dem touristischen Viehtrieb ein wenig zu entziehen, mieteten wir uns ein Auto (was insgesamt gesehen sogar billiger war als die guided Tours) und zogen auf eigene Faust los.

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