ZDF – Schöne neue Welt

Einen guten Film hat Klaus Kleber da gemacht. Eine Reise ins Silicon Valley, dem Mekka des digitalen Fortschritts. Was man nicht alles da erfunden und entwickelt hat. Wer nicht alles wieviele Millarden Dollar in die Hand nimmt, um neue Dinge zu entwickeln. Meist kommen die Macher selbst zu Wort, nur sanft kommentiert. Mehr ist auch nicht nötig. Die Hightech-Visionäre oder -ingeneure entlarven sich selbst, am Ende geht es nur darum, das nächste große Ding zu machen, um einen Haufen Kohle zu verdienen. Das ist ja im Grunde nicht verwerflich. Bedauernswert ist allerdings, dass die Entscheider und Entwickler dort dieses Ziel damit kaschieren, dass sie den Menschen ihre Erfindungen als Fortschritt verkaufen, der den Menschen Gutes tue und die Zivilisation voranbringe. Entsprechend sind auch die Einstellungen zu Markt und Gesetz: nur ein unregulierter Markt ist gerecht, damit fortschrittsoffen und damit gut. Seltsam, dass die meisten der interviewten Herren und Damen beinahe ständig ein leicht entrückt wirkendes Grinsen im Gesicht tragen, das ihnen selbst nicht bewusst zu sein scheint. Dieser Gesichtsausdruck erinnert mich an verzückte Sektenmitglieder oder andere fanatischer Anhänger irgendeiner anderen angeblich heilsbringenden Ideologie. Richtig gruselig wird es, wenn man erkennt, dass all die Forschung, die zum Teil erheblich in das natürliche Gefüge der Welt eingreift (Schaffung neuer Lebewesen), überhaupt nicht von ethischen Gedanken oder moralischen Bedenken unterfüttert oder begleitet ist. Völlig dem banalen Reiz des Machbaren und einem naiven Fortschrittsglauben hingegeben suchen Entscheider im Silicon Valley nur das große Geschäft und haben wenn überhaupt nur Angst vor Produktpiraterie, aber dafür gibt es ja Anwälte. Die Kritik Klebers am Ende greift zu kurz, wenn er das Phänomen Silicon Valley als Ausdruck einer amerikanischen Denkungsart der etwas zurückhaltenderen des alten Europa gegenüberstellt. Dass es so einfach nicht ist, hätten die Macher des Films selbst merken können, als sie die SAP als Beispiel für die Beteiligung deutscher Firmen an der Schaffung einer schönen neuen Welt im Silicon Valley anführten. Der ironische Verweis auf Huxley dagegen passt zu der zurückhaltenden Haltung des Films.

Facepalm

Den Ausdruck „Facepalm“ habe ich vor einigen Wochen zum ersten Mal in einem anderen Blog gelesen und nach kurzem vor Augen führen dieser Handlung (Dict.cc sagt dazu: „die Hand vors Gesicht schlagen“) musste ich mal wieder neidlos anerkennen, dass sich die englische Sprache manchmal einfach der kürzeren, prägnanteren und vor allem treffenderen Bilder bedient.

Der Grund, warum ich das schreibe ist einfach. Denn vor wenigen Minuten habe ich, wie in letzter Zeit leider häufiger, ein(e) facepalm gemacht, ich habe mir also die Hand vors Gesicht geschlagen. Ich kam nach Hause und nach der Fernsehberichterstattung eines Ereignisses, das ich hier nicht näher beschreiben möchte, landete ich beim ZDF – Kerner lief. In fünf Tagen ist Bundestagswahl und da darf ein Gespräch unter Experten auch am Dienstag Abend nicht fehlen. Nach einigen apathischen Minuten wurde ich wachgerüttelt.

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