Eleanor Catton: Gestirne

Den Roman bekam ich im Sommer 2016 in Schweden geschenkt, als wir am einsamen Steg in der Sonne lagen, jeder in sein Buch vertieft.

Erst kurz vor Weihnachten hab ich das Buch wieder in die Hand genommen, in der Erwartung, dem Weichnachtstress mit einem 1000-Seiten dicken Buch zeitweise zu entfliehen. Das hat sich erfüllt. Die Story ist angesiedelt im Neuseeland des 19. Jhds. Dort herrscht Goldrausch. Ein Mann kommt in die kleine Küstenstadt Hokitika, betritt ein Hotel und wird dort Zeuge einer Versammlung von 12 sehr verschiedenen Männern aus der Umgebung, die sich zusammengefunden haben, um die seltsamen Ereignisse der letzten Zeit zu besprechen, mit denen sie alle irgendwie verbunden sind. Es geht um einen Toten, eine Prostituierte, die man halbtot auf der Straße fand und einen jungen Goldgräber, der seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist. So weit, so gut. Die Geschichte ist souverän aufgebaut, das ist handwerklich großartig umgesetzt. Leider gilt das nicht für den Schluss, der noch einiges aufarbeiten muss, was im Verlauf des Romans nicht aufgeklärt werden konnte. Das zieht sich, ja nervt sogar ein wenig, vor allem weil gemäß der Gesamtanlage des Romans die Kapitel immer nur halb so lang sind wie das jeweils vorherige. Witzig (man kann das aber sicherlich auch eher überflüssig finden) die dabei sich ausdehnenden Inhaltsangaben der Kapitel, die am Ende länger sind als der eigentliche Text der Kapitel. Inhaltlich also ein schöner Schmöker.

Über das ZEIT Magazin (mal wieder)

Auch diese Woche ärgere ich mich über das ZEIT Magazin.  Wohin man blickt sieht man schlechte Fotos in hippe Retrooptik. Die Möbel im Hintergrund sehen aus wie vom Sperrmüll, der Fokus verrutscht, dass Licht zu hell, Motive nur halb im Bild.  Wäre ich Fotograf, ich würde kotzen. Schlechte Fotos gut machen, hieße wohl die  Ausrede. Aber das ist doch Quatsch.  Etwas schlecht machen kann jeder. Da hilft auch kein Filter, der das Foto aussehen lässt wie aus den 70ern. Mein Vater war kein Fotograf und so sahen seine Bilder aus der Zeit eben auch aus: schlecht.  Retro reduziert die Vergangenheit auf Nostalgie plus Kitsch.Dass sich das ZEIT Magazin für sowas hergibt, auf der flachen Welle des Zeitgeistes zu reiten, ist doch nur erklärbar als Maßnahme im Abwehrkampf gegen das Sterben der Printmedien. Wenn alles bloß noch Design, Mode oder Reise ist, dann fehlen doch nur noch Promis und Titten (aber das hatten wir ja letztes Jahr schon mit der peinlichen Fotoserie dieser schwedischen „Künstlerin“, deren Hauptsujet ihre Titten und ihr halbnackter Freund war). Dann kann man auch die Bunte zur ZEIT dazu legen.  So hätten vielleicht beide Druckerzeugnisse was davon. Ich könnte dann die Bunte einfach wegwerfen und müsste nicht erst 5 Seiten Werbung überblättern, um die Kolumne von Martenstein zu finden, die im Übrigen diese Woche auch schwach ist.

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