Die Melancholie der Portugiesen

Der Portugiese neigt zur Melancholie. Das klingt wie ein Klischee. Fado scheint das zu belegen. Und wer Pessoas „Buch der Unruhe“ gelesen hat, der wird das bestätigen. Vielleicht ist dieses Buch (eine Besprechung ist auf diesem Blog verfügbar) die Apologie der Melancholie und damit ihre höchst mögliche Ausformung vor dem Sturz in die Depression. Der von seinem Zimmer aus auf die schmalen Straßen der Lissaboner Altstadt blickende Hilfsbuchhalter Bernado Soares, der Protagonist dieses Buches, ist einer der größten Melancholiker in der Literatur. Aber die wenigsten Portugiesen werden dieses Buch gelesen haben. Also hat Pessoa seine Landsleute nicht mit diesem Gemütszustand angesteckt. Daher kann die Melancholie der Portugiesen also nicht rühren.

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