„Die Wahrheit über Arnold Hau“.

Wir haben es drei mutigen Männern zu verdanken, dass sie das vielfältige Schaffen von Arnold Hau einem breiten Publikum zugänglich machten. Hau gehört zu den großen Unbekannten, zu den Nicht-vergessenen, denn niemand der Kulturschaffenden nahm ihn wahr. Hau wirkte im Verborgenen und es ist durchaus ungewiss, ob er mit dieser Herausgabe seiner Werke einverstanden gewesen wäre. Aber hat nicht auch Max Brod den Wunsch seines Freundes Kafka, seine Werke zu vernichten, nicht erfüllt, zum höheren Wohle der menschlichen Kultur und zum Leidwesen vieler Gymnasiasten? Manchmal fehlt einem Künstler eben die Distanz zum eigenen Werk.

Kafka, Kohlhaas, Windmühlen und Fujitsu-Siemens

Ich weiß, eigentlich gehört das nicht hierher.Aber loswerden muss ich es trotzdem. Seit dem 4.3.08 ärgere ich mich mit einem fehlerhaften Laptop herum, habe reklamiert, das Gerät einmal eingeschickt, ein anderes Mal eingeschickt, die immergleiche Geschichte immer anderen unverbindlich besorgten Callcenter-Mitarbeitern erzählt, ohne dass sich etwas getan hätte. Ein Tipp von homberle half weiter und nach weiteren Emails, Briefen und Anrufen, bequemte der Hersteller sich, das Gerät doch auf Kulanz zurückzunehmen. Als ich das Gerät zum Händler zurückschickte, glaubte ich mich bereits auf der sonnigen Straße des Erfolgs, bis mich eine Mail erreichte, in der man mir mitteilte, dass man mir den Betrag erst vergüte, wenn auch der fehlende Akku eingetroffen sei. Ich habe diesen Akku aber eingepackt… Nach Beteuerungen meinerseits und einigem Herumlavieren auf Seiten des Händlers andererseits, löste sich die Sache am vergangenen Donnerstag in Wohlgefallen auf. Ein Anruf des Händlers teilte mir mit, dass sie eben einen defekten Akku einbauen würden und das Gerät dann zum Hersteller zurückschicken würden. Von mir aus. Heute endlich, ist das Geld, alles bis auf den letzten Cent, wieder zurück auf meinem Konto. Was lange währt…
Die Situation glich einer Szene aus einem Roman Kafkas, dem Prozeß beispielsweise. Man bekommr Ratschläge, ja sogar Anweisungen, die man unbedingt auszuführen hat, um zum Ziel zu kommen. Doch die selben Instanzen weisen alles von sich, geben unklare Erklärungen, machen die Sinnlosigkeit und die Widersinnigkeit ihres eigenen Systems deutlich, ohne es durchbrechen zu können. K. im Prozeß resignierte schließlich, passte sich an, wollte dem Henker selbst das Beil aus der Hand nehmen, um sich in einem letzten Akt des vorauseilenden Gehorsams selbst zu richten.
Neben der Resignation, der ich mehr als einmal sehr nahe war, wäre noch die Auflehnung geblieben. Auflehung gegen einen verlogenen kapitalistischen Apparat, dem der einzelne Konsument nur noch ein notwendiges Problem im Zusammenhang des Produktabsatzes ist – Auflehung gegen eine unpersönliche Instanz, die sich in ihrer Ignoranz und Aroganz dem Endverbraucher in allen Bereichen überlegen fühlt und so sich immer neue Mittel und Wege einfallen lässt, berechtigte Ansprüche abzulehnen oder hinauszuzögern. Aber hätte ich, wie Kohlhaas, das Recht in meine eigenen Hände nehmen und FSC die Bude anzünden sollen? ch fühlte mich im Recht, wenn aber niemand dieses Recht anerkennt? Leider kann ich mir mein Recht eben nicht selbst schaffen, kann die Zentrale von FSC in München nicht mit Brand und Zerstörung überziehen, wie Kohlhaas das getan hat, obwohl mir mehr als einmal dieser oder ähnliche Gedanken kamen. Aber was nachvollziehbar, vielleicht sogar gerecht ist, muss darum noch lange nicht richtig sein. Schließlich hätte mich der weise Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zurückgehalten.
Dieser Gedanke ist Kohlhaas fremd. Er setzt sein Recht und vor allem sein Rechtsempfnden absolut und erkennt dabei eines nicht. Dass es Instanzen gibt, die, wenn nicht über oder jenseits des Rechts stehen, so aber doch genügend Einfluss haben, das Recht zu beeinflussen, zu dehnen oder gar straflos zu brechen. Siemens und andere machen nach, was Kleist die Mitglieder der Familie Tronka, die mindestens so verzweigt ist und ebenso gute Beziehungen zu den entscheidenden Stellen im Staat hat, vormachen ließ. Kohlhaas hätte also nur eine Möglichkeit gehabt. In dem Moment als er den Boden des herrschenden Rechts verlässt, hätte ihm klar sein müssen, dass es keinen Weg zurück geben kann, solange das herrschende Recht nicht durch ein anderes ersetzt ist. Erst wenn seine Rebellion in eine Revolution umgeschlagen wäre und die herrschenden Zustände umgestürzt haben würde, hätte er sein Recht kompromisslos durchsetzen können. Aber dazu kann er sich dann doch nicht unterstehen. Insofern ist Kleists Novelle als indirekter Aufruf zur Revolution zu verstehen. Vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der Entstehung des Kohlhaas eine gewagte Tat.
Bleiben noch die Windmühlen. Aber hier sollte man vorsichtig sein. Zwar nimmt man die Windmühlen als Ungeheuer, die keine sind, gegen die daher aller Kampf und jede Anstregung vergebens ist, aber man sollte nicht vergessen, wer gegen diese kämpft. Don Quichotte ist ein verwirrter Träumer, der die Realität nicht mehr von der ihm so gewohnten Welt seiner Ritterromane

unterscheiden kann. So ist sein Kampf nicht nur sinnlos, sondern schlicht lächerlich. Aber wenn Träumer lächerlich sind, dann lasse ich mich gerne als lächerliche Person bezeichnen…

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