Fiskidagurinn mikli in Dalvik

2010 durften wir in Olhao, Portugal das Festival do marisco miterleben. Vielleicht habe ich sogar war darüber hier im Blog geschrieben. Ein tolles Fest mit jeder  Menge Musik und haufenweise Meeresfrüchten. Ich erinnere mich noch gut daran,  wie wir Park am Hafen saßen und mit einem alten Fischer, der zum  Ärger seiner Ehefrau schon mächtig einen im Tee hatte, Bier gegen Meeresfrüchte getauscht haben. Von uns ein Becher Bier,  von ihm drei große Garnelen.
Gestern durften wir in Dalvik,  im Norden Islands, das Fiskidagurinn mikli, das große Fischfest, miterleben. Nach Dalvik waren wegen einer Whalewatching-Tour gekommen, im übrigen mir der Sichtung eines Buckelwals aus nächster Nähe ein atemberaubendes Erlebnis war; auch wenn 20% der Mitreisenden der Wellengang so zu schaffen machte, dass  man vor lauter Seekranken manchmal kaum einen  Platz an der Reling finden konnte.
Nach der Tour schlenderten wir ei wenig über das Fest. Die Ahnlichkeiten zum Festival do marisco sind schnell aufgezählt: zahlreiche Stände boten die unterschiedlichsten Spezialitäten  an, alles Fisch. Bühne mit Livemusik, Kinderprogramm, tolle Stimmung, gutes Wetter. Doch im Unterschied zum Festival do marisco war in Dalvik alles!!!, wirklich alles umsonst. Klar, die Portionen waren klein und die Schlangen vor manchen Buden lang. Aber weil niemand irgendwo etwas zahlen musste, stand man nirgends länger 5 Minuten. Softdrinks und Kaffee etc. waren ebenfalls umsonst. Die Gemeinde Dalvik lädt so jedes Jahr an einem Wochenende Anfang August Besucher ein, egal ob Tourist oder Einheimischer. Dieses Jahr sollen an den von Freitag bis Sonntag 30000 Besucher auf dem Fest gewesen sein. Das Fest hat offenbar auch einen eigenen Song. Den lieben langen Tag spielte das Radio einen an Rickie Martin erinnernden Song, der den Namen des Festes im Refrain wiederholte: Fiskidagurinn mikli.
Um eine Eindruck von der Vielfalt des Angebots zu geben, zähle ich mal auf, was wir probiert haben:
gedünsteter Heilhutt an Tomaten und Paprika, dazu Schrimpssalat mit Blauschimmelkäse und Brötchen
gedünsteter Lachs mit Ingwersoße, dazu  s.o.
Fischburger
Rohe Schrimps mit Sojasoße
Roher Lachs mit Sojasoße
Roher Schweinswal mit Sojasoße
Getrockneter Fisch (Heilbutt) mit ein wenig Butter
traditionelle Fischsuppe.
LECKER!!!

Wärme/Kälte

Im Schnitt scheint auf Island im August fünf Stunden am Tag die Sonne (davon sind wir aber weit weg im Moment). Aber das reicht nicht für Temperaturen von 20 Grad  oder mehr. Mit 15 sollte man zufrieden sein. Der an Sonnenschein und Wärme gewohnte Süddeutsche wird hier bescheiden und freut sich über jeden Sonnenstrahl. Im Ganzen bleibt es also eher kühl. Einheimische erkennt  man ganz einfach daran, dass sie die einzigen sind, die sich in Tshirt oder Pullover auf die windigen nassen Straßen trauen. Jacken bleiben für Minusgrade reserviert. Aber  wenn die Wärme nicht von oben kommt, dann nutzt man eben die aus der Erde. Darin hat es der Isländer zu wahrer Meisterschaft gebracht. Island deckt bekanntlich einen Großteil seines Energiebedarfs mittels Geothermie. So teuer das Leben in Island sein mag, für kaltes Wasser zahlen die Isländer nichts, für warmes Wasser nur ganz wenig. Doppeltverglaste Fenster, Niedrigenergiehäuser? Alles Schnickschnack hier. Einfach die Heizung aufdrehen. Die Wärme aus der Erde wird aber am liebsten dazu verwendet, Hot tubs oder Swimmingpools anzulegen, deren Wasser entweder mittels Geothermie erhitzt wurde oder direkt aus der Erde kommt. Pools und Tubs sind die wahre Leidenschaft der Isländer. Jedes Kaff hat einen öffentliches Schwimmbad, Hot tubs sind über das ganze Land verstreut, manche von Mauern eingefasst, andere werden so benutzt, wie sie sind. Ist der Fluss oder Teich warm, spring rein und genieß es! Das ist also das Motto der Isländer.
Ob sie die Pizza mit Rentier im Café Skaftfell in Seydisfjördur mit Hilfe der Geothermie gebacken haben, weiß ich nicht. Ausgezeichnet war sie auf jeden Fall.
Man kann die heißen Quellen nämlich tatsächlich zum Kochen benutzen;  zum Spaß ein Ei im heißen Wasser. Oder man backt Brot oder Kuchen im heißen Gestein wie die Einheimischen.
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Von Skôgar nach Seydisfjördur

Die Landschaft hier ist einfach atemberaubend. Hinter jeder Kurve bietet sich dem Reisenden eine neue, spektakuläre Aussicht. Auf der knapp 600km langen Fahrt von Skôgar nach Seydisfjördur im Osten der Arbeit Insel kommt man aus dem  Staunen nicht mehr heraus. Berge, Gletscher, Abhänge, ein riesiges Lavafeld, so groß und unheimlich,  man glaubt sich auf einem fremden Planeten. Das bedrohliche Schwarz des Lavafeldes macht nach einer Weile einem seltsamen gelblichen Grün des Mooses Platz, das 25cm dick die Lava überdeckt. Manchmal liegt der Geruch von faulenden Eiern in der Luft, dann scheint eine geologisch aktive Gegend zu durchqueren. Mitten im moosbedeckten Lava wächst ein kleines rotes Kraut. Es verströmt in dieser unwirtlichen Landschaft einen Duft, an Honig erinnert. Dieser Kontrast trifft einen völlig unvorbereitet. Umso größer das Erstaunen. Alle Sinne sind gefordert, wenn  man durch diese Landschaft reist. Knapp 600km strengen auf Deutschlands Autobahnen richtig an, hier zuckelt man entspannt mit 90 km/h dahin, vom böigen Wind hin und wieder überrascht,  und kommt aus dem Staunen über die Landschaft nicht heraus. Die Straße folgt einige Zeit den großen Fjorden an der Ostküste. Nach dem dritten Fjord hat man davon aber langsam genug. 15km in den Fjord hinein und auf der anderen Seite das gleiche wieder hinaus, nur um nach der nächsten Kurve in den nächsten Fjord zu fahren. Wir haben im längsten der Fjorde an dessen Ende eine Abkürzung gefunden, die uns 21km lang auf unbefestigten Straßen bei zum Teil 17% Steigung bzw. Gefälle mitten ins Hinterland führte, wo wir wieder auf Ringstraße Nr. 1 trafen. Die abenteuerliche Fahrt hat uns immerhin 80km Weg erspart. Echt anstrengend waren die letzten 10km hinunter nach Sedisfjördur. Auf der Hochebene umfing uns dichter Nebel. Der Straßenrand war kaum zu sehen. Gelegentlich konnten man links u d rechts der Straße Wasser erkennen, in dem Eisschollen schwammen. Wenn dann noch ein Warnschild aus dem Nebel auftaucht, das vor S-Kurven und 12% Gefälle warnt, hört der Spaß dann langsam auf. Irgendwann waren dann auch noch die Mittelstreifen auf der Fahrbahn verschwunden. Echt übel, diese letzten Kilometer.
Fotos folgen.
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Skôgafoss

Um es kurz zu machen. Isländisch ist eine wirklich drollige Sprache. Wie man sich aber den Namen zum Beispiel eines Vulkanes merken soll, weiß ich nicht. In den vergangenen beiden Tagen habem wir von Skôgar aus das Land erkundet. Riesige Lavafelder, Wasserfälle,  Klippen, merkwürdige geologische Formationen. Fotos gibt es erstmal keine , die Internetverbindung hier ist so schlecht,  dass ich nicht mal weiß,  wann ich diesen Post absetzen kann.
Gleich neben unserem Guesthouse  befindet sich der malerische Skôgafoss-Wasserfall, den man auch prima von der Straße aus sehen kann. Den Pauschaltouri wird freuen, außerdem kann man mit dem Auto bis fast unter en Wasserfall fahren. Wer sich damit begnügt,  hat einen zauberhaften Naturereignis gesehen, aber mächtig was verpasst. Neben den Sokafoss führt eine steile Treppe hinauf zu einer Aussichtsplattform, von der aus man den Wasserfall von oben sehen kann. Großartig,  auch von hier oben. Aber nur wer dem nahe an der Schlucht entlangführenden Pfad folgt, wird nach jedem Felsvorsprung, nach jeder Durchquerung eines Seitentals  mit immer spektakuläreren Aussichten auf den wilden Gebirgsfluss belohnt. Wir sind dem Fluss gut eine Stunde lang gefolgt, über Stock und Stein, immer nahe am Abgrund, ohne Sicherung. Funktionären des deutschen Alpenvereins bliebe der Enzian im Halse stecken, so wenig beschildert, so wenig gesichert ist dieser Pfad, der eigentlich der Anfang eines langen Wanderwegs ist. Über allem trohnt der berüchtigte Eyjafjallajökull, in dessen Schatten wir logieren. Flugreisende werden sich erinnern.

Island. Erste Eindrücke

Der Flug verlief ebenso entspannt wie die Anreise zum Flughafen. Ich hatte so viel Beinfreiheit wie noch nie. Wie angenehm das Fliegen sein kann, wenn man nicht wie eine Sardine in der Büchse eingeklemmt ist. Zu essen gibt es bei Iceland Air nur gegen Bezahlung, dafür ist das Unterhaltungsprogramm exzellent, wenn man den richtigen Film auswählt… der zweite Teil des Hobbit war eine schlechte Wahl. Immerhin war er lang.
Viel spannennder war die erste Begegnung mit der isländischen Mentalität. Der Isländer steht in dem Ruf wortkarg zu sein. Außer einem Schild mit der Aufschrift des B&Bs war dem Herr, der uns vom Flughafen in die Innenstadt von Keflavik fuhr, nichts zu entlocken. Auf die Frage, ob wir im Stadtzentrum von Reykjavik aussteigen könnten,  wiederholte der Busfahrer gestern Vormittag lediglich das Wort „City-Center“. Ob das Zustimmung, Ablehnung, reine Zurkenntnisnahme oder Ignoranz war, blieb im Dunkeln. Wir fanden die richtige Haltestelle auch so. Fast im selben Moment sprang der Fahrer dann doch aus dem Sitz und verkündete mit bedeutender Mine: City-Center. Wenn der Isländer schweigt, so könnte man diese Erfahrung zusammenfassen, dann ist alles in Ordnung.
Reykjavik ist eine sehr gemütliche Stadt. Von Hektik ist hier nichts zu spüren. Ungewöhnlich für eine Hauptstadt, in der sich auch noch eine Menge Touristen aufhalten. Verkehrschaos? Nein! Wenn’s auf der Straße mal eng wird, dann unten am Hafen vor der legendären Hotdogbude, deren Name ich vergessen habe, wo aber schon Bill Clinton einen Hotodog verspeiste. Dort kann es dann vorkommen, dass irgendwer rechts ranfährt, um sich einen Hotdog zu holen. Den Motor des Wagens lässt man dabei gerne laufen. Stehen drei  vier Wagen am Straßenrand, wird’s ein bissl eng und dann betätigt der sonst so besonnene Isländer doch mal die Hupe. Für deutsche Verkehrsteilnehmer im Ganzen aber traumhafte Bedingungen.
So teuer, wie man oft hört, ist es hier gar nicht. Kauft man im Discounter ein, kommt ungefähr so teuer bei uns ein Einkauf bei Rewe oder Edeka. Vielleicht noch  ne Spur teurer. Richtig sportlich aber wird es, wenn man  essen geht oder ausgehen möchte.  Was das Ausgehen angeht, kommt man noch halbwegs moderat durch, wenn man von Happy-hour zu Happy-hour springt. Dankenswerterweise druckt eine lokale Zeitung eine Übersicht aller Bars mit Happy-hour ab. Wenn man es geschickt anstellt, kann man von 15 Uhr ab bis halb fünf in der Frühe immer irgendwo eine Happyhour erwischen. Im Schnitt ist man dann bei so 4 € pro Pint statt 7 €.
Ach ja, eins noch. Hier wird es im Moment nie richtig dunkel. Das ist ganz schön verwirrend, man um halb zwölf in der Nacht aus dem Fenster blickt und es ist so hell wie bei und um halb neun.

Fliegt denn heute niemand?

Kurz  vor acht am Terminal 2 des Frankfurter Flughafen. Ruhig ist es hier. Der eine kommt an, der andere verabschiedet sich, lädt Koffer aus einem blauen  Van. Die Taxifahrer langweilen sich. Im Terminal kaum ein Mensch. Nichts zu spüren von der hektischen Betriebsamkeit, wie sie sonst hier herrscht. Kaum eine Menschenschlange. Und wenn doch, dann nur ein paar Mann lang. Nur am Emiratesschalter ist was los. Da geht wohl noch ein großer Flieger ab heute Abend.  Hier ist so wenig los, dass wir fragen müssen, ob der Sicherheitscheck überhaupt geöffnet ist. Er ist. Wir sind die einzigen. Sechs Sicherheitsfuzzis widmen sich uns und dem Handgepäck.  Alle sind entspannt, lachen, scherzen. Im Handumdrehen ist der Sicherheitscheck ereldigt. Man wünscht uns sogar einen guten Flug. Auch die Kassiererin im leeren Duty-Free-shop tut das. Ich bin so verwirrt von der Freundlichkeit, dass ich der Dame ebenfalls einen guten  Flug wünsche. Sie lacht, nimmt nach Feierabend aber den Bus zurück nach Kelsterbach. Selten so entspannt in eine Reise gestartet wie im Moment. Das Bild mag einen Eindruck von der Leere auf den Gängen geben. 21.40 ist Boarding, halb elf Abflug.

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