„Morgen, und morgen, und dann wieder morgen,
Kriecht so mit kleinem Schritt von Tag zu Tag,
Zur letzten Silb‘ auf unserm Lebensblatt;
Und alle unsre Gestern führten Narr’n
Den Pfad des stäub’gen Tods. Aus! kleines Licht! –
Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild;
Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühn‘, und dann nicht mehr
Vernommen wird: ein Märchen ist’s, erzählt
Von einem Dummkopf, voller Klang und Wut,
das nichts bedeutet. -„
(Shakespeare, Machbeth, V,5)

Auch wenn das hier ein sehr dunkles Stück des verzweifelten Machbeth ist, den nichts mehr erschüttern kann, der auch den letzten Schlag schon kommen sieht und ihm nicht mehr ausweichen will, eine Stelle, die Macbeths dunklen Realismus abschließend kennzeichnet, nach dem Realität die Einsicht in die Sinnlosigkeit des menschlichen Tuns sei, findet sich doch in jedem Stück von Shakespeare das Edle, Gute, Schöne, Heitere mit dem Verwerflichen, Bösen, Dunklen untrennbar vermischt.
Man denke an die jungen Prinzen in Richard III, an Malvolio, dem man aus Spaß übel mitspielt in „Was ihr wollt“. Die Liste der Beispiele könnte beliebig verlängert werden. Wenn die dramatische Kunst je wirklich so etwas wie eine Katharsis beim Zuschauer auslösen konnte oder noch immer kann, dann hier bei Shakpespeare. Die Einsicht in die unauflösbare Vermischung von Gut und Böse, von Heiterem und Traurigem in ein und demselben Moment, hindert den Glücklichen (am Verblöden) daran, seinen Bezug zu Welt zu verlieren, und sie hilft ebenso dem Verzweifelten dabei, den Regenschirm dennoch mitzunehmen, auch wenn es egal sein mag, ob man nass wird oder trocken bleibt.
Kategorien: GedankenLiteratur

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