Der Lehrplan und der neue Bildungsplan sehen das Fach Mathematik als Hauptfach an, und wer wollte an diesem Urteil zweifeln, werden die Inhalte der Lehrpläne doch von angesehenen Experten erstellt. Die Vorzüge des Faches Mathematik für einen Heranwachsenden liegen diesen Experten zufolge klar auf der Hand: Mathematik schult das abstrakte Denken, das in einer immer komplizierter werdenden Welt als überlebenswichtig bezeichnet wird. Das Fach Mathematik fördert mit Hilfe der Geometrie das räumliche Vorstellungsvermögen und soll laut den aktuellen Bildungsstandards „auf eine spätere Berufsausübung beziehungsweise auf eine Berufsausbildung oder ein Studium vorbereiten..“ Die Anwendung der erworbenen Kenntnisse soll die Schüler in die Lage versetzen, Problem selbst anzugehen und zu lösen und die uns umgebende Welt greifbar, erfahrbar, handhabbar zu machen. Mathematik als Überlebensstrategie des homo sapiens. Und in der Tat, was bietet uns die Mathematik im Alltag alles.:


Das Milchmädchen kann man eigenverantwortlich losschicken, sie hat keine Probleme mit der Rechnung. Wenn das nicht komfortabel ist. Das Milchmädchen wird selbstbewusster aufgrund der eigenen Fähigkeiten, ihr Arbeitgeber muss sich nicht um alles kümmern.
Im Supermarkt kann man die Preise überschlagen, wenn man den Dreisatz beherrscht, kann man sogar herausfinden, was Schnäppchen ist, was Nepp. Mathematik als Mittel, das eigene Leben zumindest in finanzieller Sicht im Griff zu halten.
Wer rechnen kann, kann seine Zeit besser planen oder für andere Fahrpläne etc. erstellen. Man ist pünktlich, sollte es zumindest sein laut Fahrplan. Hier hilft die Mathematik doppelt: Bin ich pünktlich, dann hat mir die Mathematik in Form des Fahrplan bei meiner Reiseplanung entscheidend geholfen, komme ich zu spät, habe ich eine Ausrede. Die Verhältnisse haben die schöne Rechnung durchkreuzt. Ein Prinzip, auf dem der Gewinn ganzer Konzerne beruht.
Welche Erkenntnisse hält die Mathematik nicht für uns bereit? Man kann ausrechnen, in wie viele Gießkannen der Ozean passt, und wie lange man brauchen würde, wollte man sie alle eigenhändig zu seinem Blumenbeet schleppen. Und blicken wir, wenn wir rechnen, nicht sogar dem lieben Gott auf die Finger? Galileo hat schließlich gesagt, das Buch der Natur sei in der Sprache der Mathematik geschrieben. Wer wollte solch einem Mann widersprechen!
Erfunden, um den Menschen das Leben zu erleichtern, um überschwemmte Felder abgrenzen zu können, um Vorräte kalkulierbar zu machen etc. etc., hat sie uns so herrlich weit gebracht mit unseren Smartphones, Flugzeugen und Heizkostenpauschalen. Alles scheint heute kalkulierbar. Mathematik scheint unverzichtbarer denn je.
Es scheint keinen mehr zu kümmern, dass man ein Gefühl nicht berechnen kann, dass die Liebe eine Gleichung mit zu vielen Variablen ist, als dass man sie lösen könnte, und ein Traum sich niemals als Term wird darstellen lassen. Der Mensch ist nur äußerlich mathematisch beschreibbar. Was ihn aber auszeichnet, darüber muss die Mathematik schweigen. Wir dürfen nicht den Fehler machen und uns der scheinbaren Gewissheit mathematischer Erkenntnis vollends in die Arme werfen. Sonst werden wir schließlich selbst zu Nummern degradiert, zu Nachkommastellen in den Gleichungen anonymer Systeme. Leider hat dieser Prozess hat bereits begonnen. Wer die Zahlen beiseite lässt, kann das erkennen.


1 Kommentar

butterwek · 06.04.2012 um 23:11

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