Unsere Städte sind verstopft. Überall Autos, Abgase und Lärm. Stadtplaner stehen vor einer großen Aufgabe. Sie müssen die Innenstädte dauerhaft von dem zunehmenden Autoverkehr entlasten. Und wären unsere Innenstädte nicht auch viel ruhiger und beschaulicher ohne den nervenden Autoverkehr? Eine beliebte Variante ist es, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen und attraktiver zu machen. Familientickets, Regiokarten, Bahnlinien bis weit in den Speckgürtel hinein. Hier in Karlsruhe hat man all dies getan, aber scheinbar springen die Menschen nicht so darauf an, sodass man sich jetzt ein weitaus raffinierteres Mittel hat einfallen lassen.

Die ganze Stadt wird mit Baustellen überzogen. Erst müssen die Zufahrten in die Stadt erschwert werden, dann die neuralgischen Nord-Süd- und Ost-Westverbindungen blockiert werden (Ostring, Südtangente). Das sorgt schon mal für richtig Stress. Allerdings sind Autofahrer hartnäckig. Und was machen mit denen, die es bis in die Stadt geschafft haben? Auch in der Stadt muss demnach der Zugang zu wichtigen Orten erschwert werden. Also blockiere man den Hauptbahnhof, sodass er nur noch von einer Seite aus zu erreichen ist, man lege eine Baustelle mitten auf die große Kreuzung am Ettlinger Tor, um den Verkehr bis zum Mendellsohnplatz zu stauen. Die Methode ist schlau. Wenn man die Menschen nicht mit Vernunft dazu bringt, auf das Auto zu verzichten, dann muss man sie eben auf der emotionalen Ebene ansprechen. Und da die positiven Kampagnen des ÖPNV nicht ziehen, wieso nicht negative Emotionen auslösen.

Da sitzen wohl ein paar Verhaltensforscher in den Sitzungen der Stadtplaner. Ich schätze, das Konzept wird aufgehen. Ich ertappe mich in der letzten Zeit öfter bei dem Gedanken, das Auto stehen zu lassen. Also noch ein paar Baustellen mehr und in nicht allzu ferner Zukunft haben wir eine schöne autofreie Stadt. Ein Problem aber bleibt. Da an diesen Baustellen ja tatsächlich auch manchmal gearbeitet wird, werden wir schöne, neue Straßen haben. Aber die braucht man ja dann nicht mehr, wenn alle mit der Bahn oder dem Rad in die Stadt fahren. Und die neuen, teuren Blitzer, die man erst kürzlich an der Südtangente installiert hat, werden sich dann auch nicht mehr amortisieren. Die Organisatoren der Skate-Night aber werden sich sicher über die leeren Straßen freuen.

Kategorien: Gedanken

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