„erschossen sein wie Robert Blum“ – sich überanstrengt (erledigt) fühlen, kraftlos,völlig erschöpft, „am Ende“ sein.

So übersetzt Röhrich in seinem Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten dieses Sprichwort.  Verwendet wird diese idiomatische Wendung angeblich vor allem, um eine aussichtslose Lage eines jemanden auf mehr oder weniger scherzhafte Art und Weise zu bezeichnen.

Dir Wendung erinnert an das Schicksal des Leipziger Politikers Robert Blum, eines der prominentesten Mitglieder der Frankfurter Nationalversamlung, der in die Wiener Barrikadenkämpfe gegen die kaiserlich-königlichen Truppen verwickelt wurde. Nach Niederschlagung des Aufstandes wurde er nach einem Standgerichtsurteil am 9. November 1848 hingerichtet. Blums Tod löste in Deutschland heftige Empörungsstürme aus. Sein Schicksal wurde in zahlreichen Gedichten und Liedern beschrieben und besungen. Sogar in den USA ist Robert Blum – insbesondere der Abschiedsbrief an seine Frau – zur Berühmtheit gelangt. Die Redewendung „erschossen wie Robert Blum“ ist wohl als ein Teil der Erinnerungskultur (v.a. Rheinland, Sachsen) um diese Persönlichkeit relativ bald nach seiner Hinrichtung entstanden.

Oft habe ich dieses Sprichwort noch nicht gehört.  Um ehrlich zu sein, bislang nur zweimal und das letzte Mal vor zwei Tagen; Allerdings ging die Sinngebung dieses Vergleiches in beiden Fällen eher in die Richtung des physischen Erschöpftseins. Das erste Mal kannte die Sprecherin (50 J. +) die historische Persönlichkeit, im zweiten Fall, war Robert Blum der Sprecherin (28 J.) nicht bekannt. Merkwürdig eigentlich, dass sich die Wendung trotzdem zu halten scheint, während die historische Persönlichkeit mehr und mehr in Vergessenheit gerät.


5 Kommentare

Hans-Joerg S. · 05.10.2018 um 17:02

Meine Tante hat diesen Spruch auch oft benutzt. Meistens wenn die Kinder völlig erschöpft vom Tag im Bett oder auf dem Sofa lagen.

Barbara Aldag · 04.04.2014 um 23:51

Heute fuhr ich (60) hinter einem Lieferwagen hinterher, dessen Adresse „Robert-Blum-Str.“ hieß. Meine Mutter (Jahrgang 1919) hatte immer mal gesagt: „Jetzt bin ich erschossen, wie Robert Blum.“ Ich wusste damals nicht, wer Rober Blum war, aber ich wusste, dass meine Mutter dann sehr erschöpft war. Nach vielen Jahrzehnten gibt es jetzt auf einmal eine Verbindung zu meiner perönlichen Geschichte. Das ist sehr faszinierend – und das Internet eröffnet diesen Bezug.

Bettina Briesemeister · 20.03.2014 um 15:42

Nach Fahrradfahren im Gegenwind sagte ich, ich sei erschossen wie Robert Blum, ohn zu wissen, wer das ist und woher ich den Spruch kenne. Mein Mann wusste es und fand die Erklärung hier. Fein!

lynkeus · 15.06.2011 um 00:41

„Erschossen wie Norbert Blüm“, ist nicht schlecht. Wie oft der arme Mann wohl von seiner Prophezeiung, die Rente sei sicher, träumt? da kann man schon mal erschöpft sein…
lynkeus

Dr.Ansgar Boczek · 09.06.2011 um 18:43

Meine Mutter aus Schlesien (Jahrgang 1930) hat den Ausspruch häufig gebracht. Sie beschrieb damit einen Zustand der völligen physischen Erschöpfung, z. B. nach der Feldarbeit. Ich benutze des Spruch hin und wieder nach einem anstrnegenden Tag und kenne die Lebensgeschichte von Robert Blum. Manchmal verspreche ich mich absichtlich, „erschossen wie Norbert Blüm“, den Scherz verstehen nicht viele.

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