Gestern saß ich im Café und wartete auf meine Freundin. Am Nebentisch nahmen drei junge Männer Platz. Da der Laden leer war, konnte, besser musste ich das Gespräch verfolgen. Inhaltlich ging es um irgendwelche Projekte, Zeitpläne, Budgets. Ihr Sprache aalglatt, reingewaschen von unzähligen Assessments und Bewerbungsgeprächen, gesäubert von regionalem Einschlag und individuellem Ausdruck. Offensichtlich ein paar junge Nachwuchskräfte, die sich in ihren Berichten von ihren zahlreichen Praktika bei den größten Konzernen gegenseitig überboten. Wie großartig doch dieser Konzern sei, wie effizient jener arbeite usw.

Man bestellt Essen und kommt zu Spesen und Essenspauschalen. Einer der beiden beklagt sich, dass man hier nicht mit Kreditkarte zahlen könne und verzichtet auf das Essen, weil er möglichst viel von seinen Spesen rauschlagen möchte. Wie clever! Aus dem wird bestimmt mal was. Obwohl die drei noch keine 30 Jahre alt sind, siezen sie sich beim Essen. Man sitzt eben doch nicht im gleichen Boot, nur zufällig in der gleichen Fähre zum gleichen Ziel. Der andere ist eben immer auch der potientielle Konkurrent im Ringen um einen Platz an den Fleischtöpfen der Wirtschaft. Sie tun jetzt schon wie die Großen, übernehmen Ausdruck und Rhethorik ihrer Chefs auch im vergleichsweise privatem Rahmen. In ihren Worten ist soviel Aroganz zu hören, die bei ihren Chefs eklig, bei diesen kleinen Praktikanten aber nur lächerlich wirkt. Ihren Vorgesetzten haben sie offenbar immer dabei, sonst würden sie sich nicht so verhalten. Sie proben die abgedroschenen Phrasen ihrer Chefs und Projektleiter. Aber im Grunde wandern sie von Praktikum zu Praktikum, ohne zu merken, dass sie von großartigen Konzernen nur ausgenutzt werden. Die trinken von dem Kakao, durch den man sie zieht. Alles was sie wollen, ist, dass ihre Unterwürfigkeit , ihre an Selbstverleugnung grenzende Hingabe an den Job den Vorgesetzten auffällt und sie so endlich auch ein paar Brösel vom süß-klebrigen Kuchen der gesellschaften Anerkennung und des Wohlstand ab bekommen. Wenn da nicht der Konkurrent neben einem wäre. Vielleicht siezen sie sich deshalb.

Kategorien: Gedanken

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