Trentemöller – The last resort
Das Cover erinnert an Hesses Gedicht „Im Nebel“ und die Musik auf diesem Album ist der ideale Soundtrack dafür. Dunkel und melancholisch klingt es, nur vielleicht nicht ganz so verzweifelt wie das Gedicht.
Der Bass ist die Grundlage, auf der nicht nur dieses Album steht.
Darüber liegt meist ein harmonischer Teppich einfacher Melodien, dem Hörer Halt gebend, wenn sich der minimalistische aber facettenreiche Vordergrund manchmal bis an die Grenze zur Disharmonie vorwagt.
Stimmen hört man kaum, auch wenn das erste Stück anderes nahelegen mag. Jenes erste Stück ist gleichzeitig auch das traditionellste, stellenweise leicht an Faithless erinnernd. Im Verlauf das Albums entfernt sich die Musik immer weiter von gewohnten Ufern hinaus aufs offene Meer des Experimentellen. Dieses Album ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass die elektronische U-Musik die wahre Erbin der klassischen E-Musik ist (von der modernen E-Musik möchte ich erst gar nicht reden). Dass ein so „trist“ klingendes Album von einem Dj aus dem skandinavischen Dänemark stammt, wird kaum einen verwundern.
Hermann Hesse würde dieses Album gefallen haben:
“ Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.“

2 Kommentare

lynkeus · 25.03.2010 um 19:04

Danke für den Kommentar.
Ich bin nach wie vor überzeugt von dieser These. Vor allem wenn man sich manche Ambient-Platten anhört wie beispielsweise den Sountrack zu Stephen Soderberghs „Solaris“ (schlechte Verfilmung von Lems Klassiker). Dann kommt man nicht umhin, die große ästhethische Kraft und Kreativität anzuerkennen, die sich gerade in der musikalischen Reduktion offenbart. Ich glaube, dass der Weg des „Höher, Schneller, Weiter“ nur ein blindes Verfolgen eines platten Reiz des Machbaren ist. Dieser scheint mir aber heutzutage überall präsent. Im Kino (mehr Effekte), im Bereich elektronischer Waren (Apps, immer mehr Features und Funktionen) und eben auch in der Musik.
Ambient-Musik ist demnach ein stiller Kontrapunkt zu einem leider noch immer anhaltenden Trend. Solange dieser aber anhält, und ich sehe ehrlich gesagt nicht, dass sich ein Abschwächen dieses Trends absehen lässt, bleibt diese Art von Musik vielleicht im Hintergrund, aber gerade dort kann sie stärker wirken als anderswo.

sascha · 25.03.2010 um 03:23

„Dieses Album ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass die elektronische U-Musik die wahre Erbin der klassischen E-Musik ist“
steile these! aber du drückst genau das aus, was mir ganz diffus seit langem im bewusstsein schwebt. sehr schön!

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