Durch den Tip eines Freundes bin ich auf diesen Roman von Klabund gestoßen, den man wohl mit Recht als vergessen bezeichnen kann, denn in keinem der großen Taschenbuch Verlage wird er momentan verlegt. Ich kannte bislang lediglich ein paar Gedichte von Klabund, von seinem Prosawerk war mir aus eigener Erfahrung nichts bekannt. Es war nicht einfach, eine Ausgabe des Borgia-Romans aufzutreiben, aber schließlich konnte ich eine beschaffen, die glücklicherweise auch noch mit Kupferstichen ausgestatten ist.
Es ist ein kurzer Roman, aber einer voller Kraft. All der Flitter, den man in historischen Romanen, vor allem populärhistorischer Art, findet, ist nicht vorhanden, kein historisches Kolorit, das irgendeine vergangene Epoche doch so lebhaft und angeblich authentisch vor unseren Augen erscheinen lässt, stört.
Im Prolog präsentiert sich der Erzähler als Supplikenreferent, der eben nur referieren, also nur das Wichtige mitteilen will. Und so ist der Roman reduziert auf die wichtigsten Begebenheiten, Legenden, Anekdoten aus denen sich die Geschichte jenes, in ihrem politischen Handeln abstoßenden, Geschlechts, das aber durch den dekandenten, jede Moral hinwegfegenden Lebenswandel auf gruselige Art fasziniert.
Atmosphäre, Gefühl, Dramatik, entsteht in diesem Roman allein aus der Kraft der Sprache. Einfach, ohne banal zu sein, in dieser scheinbaren Einfachheit unglaublich wandelbar wechselt der Ton von den schwärmerisch drohenden Worten eines Savonarola zu dem kalten, zynisch- ironischen Tonfall eines Alexanders VI. oder eines Cesare Borgia. Die Geschichte der Borgia mag bekannt sein, ihre Grausamkeit, ihre Intrigen und politischen Winkelzüge, ihre Ruhmsucht ebenso. Die beinahe pathologische Leidenschaft, die dieses Geschlecht groß gemacht und gestürzt hat, steht im Zentrum des Romans.
Die tragische Vergeblichkeit aller Mühen, die Sinnlosigkeit aller Intrigen, Meuchelmorde, Gesetze, Orgien, Bestechungen im angesichts einer blinden, wenn überhaupt existierenden Vorsehung steht an seinem Ende. Der letzte Borgia findet keine Aufnahme im Himmel und keinen Zutritt zur Hölle.
„Zwischen Himmel und Hölle, nirgends beheimatet, irrt ruhelos umher der letzte Borgia.“

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