Herder ist einer der bedeutendsten Köpfe der deutschen Aufklärung, ja der deutschen Geistesgeschichte überhaupt, Ein Mann, dessen Werk eine unglaubliche Wirkung entfaltet hat, und das nicht nur auf den jungen Goethe.

Über die Bedeutung von Johann Gottfried Herder braucht man nicht zu streiten, er gehört zu den ganz Großen. Dennoch exisitiert auf dem deutschen Buchmarkt, der jedes Jahr 100.000 Bücher neu auf den Markt wirft, soweit ich sehe, keine moderne, kompakte, wissenschaftlichen Standards genügende Ausgabe seiner Werke, die für einen akzeptablen Preis erhältlich wäre. Die Ausgabe des Hanser Verlages nimmt 80 bis 100 Euro pro Band, die beste moderne Ausgabe des Deutschen Klassikerverlages (ich glaube 10 bändig) 100 bis 120 Euro pro Band. Einzelausgaben bestimmter Werke sind selbstverständlich erhältlich, so z.B. bei Reclam.

Was soll das? Von Heine, Lessing, Lichtenberg, Goethe, Schiller und was weiß ich von wem sonst existieren solche Ausgaben, alle für max. 100 Euro zu haben. Und gehört Herder nicht mit Sicherheit auch in diese Reihe? Was wäre Goethe ohne Herder? Was wurde er trotz Herder, dem Goethe seine erste Ideen zum Faust vorenthielt, Herder scharfes Urteil fürchtend? Was wäre die historische Forschung ohne Herder, was die Germanistik ohne Herder, was wäre die Romantik und ihre Wiederentdeckung mittelalterlicher Kunst und Literatur ohne Herder?

Leider befindet sich unter den geschätzt drei Lesern dieses Blogs, die nicht nach einer Möglichkeit suchen, die Sender ihres Samsung-Fernsehers von Hand zu sortieren, keiner, der soviel Einfluss auf die entsprechenden Entscheidungsträger hätte, dass mein Appell nach einer bezahlbaren Studienausgabe von Herders Werken auch nur die geringsten Aussicht hat, Gehör zu finden, dennoch wäre es falsch zu schweigen. Von dem Geld, das man mit den zahlreichen Erlösen aus Bestsellern wie Shades of Grey, Twilight usw. erwirtschaftet hat, könnte man doch ein wenig abzwacken und ein paar emsige Germanisten drei Jahre aushalten, um so eine Ausgabe zu veranstalten. Die Aufwendungen für die Verlage, die für diese Zwecke nötig wären, würden sich zudem über Zuschüsse und Föderungen von staatlicher Seite wesentlich abmildern lassen. Von meinem Standpunkt aus erschließt sich das Fehlen einer Herderausgabe nicht.

Sollte ich eine solche Ausgabe übersehen haben, dann bin ich jedem dankbar, der mich auf meinen Irrtum hinweist.


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