once

Einfach alles anders machen, mit kleinem Budget und auch sonst sehr beschränkten Mitteln. Mal den umgekehrten Weg beschreiten: Musiker spielen Schauspieler – nicht andersherum. Das ganze noch mit einer feinen Geschichte und fantastischem Soundtrack versehen, schon ist die Idee eines Independent-Films auch ganz nah dran am sonst so unwahrscheinlichen kommerziellen Erfolg geboren.
„Once“ erzählt die Geschichte zweier Namenlosen dicht am Rande der Gesellschaft. Hier bin ich schon beim ersten bemerkenswerten Alleinstellungsmerkmal: Die zwei hauptdarstellenden Musiker, im wahren Leben Glen Hansard (The Frames) und Markéta Irglová, stellen sich für den Zuschauer nie namentlich vor. Zwei unbekannte, die sich zufällig auf der Straße bei des Mannes eigentlicher Leidenschaft – seine Lieder in den Einkaufsstraßen Dublins mit niemals gespieltem sondern stets wahrem Herzblut darzubieten – lernen sich über Nebensächlichkeiten (ihr kaputter Staubsauger, den er, gelernter Staubsaugerreparateur, reparieren kann) kennen. Sie finden schnell heraus, dass für beide die Musik ein nicht unerheblicher Bestandteil ihres ansonsten tristen Lebens ist. Geblendet von zu viel Hollywood-Schund malt man sich schon die weitere Geschichte aus: der erste Kuss, Schwören der ewigen Liebe, Plattenvertrag und Erfolg bis zum Abwinken. Nicht hier. Die zwar vorhandenene aber niemals gespielt wirkende Annäherung der beiden verläuft fast schon kindlich naiv. Die Schlüsselszene des Films findet in einem Musikgeschäft statt.
Da sich die von ihrem Vater gelehrte Pianistin kein Klavier leisten kann, geht sie regelmäßig in selbiges um zu spielen. Die beiden musizieren gemeinsam. Dieser Akt kommt der ersten gemeinsamen Nacht in nicht vergleichbaren Filmen gleich. Dieses langsame Vorantasten, mit dem er ihr eines seiner Lieder beibringt. Das Finden des Rhythmus. Die Begeisterung beiderseits. Sich bis zur Ekstatse aufschaukeln. Und dazu: ein musikalisches Meisterstück begleitet diese Szene.: „Falling Slowly“. Wie fast alle Stücke wurde es von Glen Hansard für den Film geschrieben und ist in seiner Schlicht- und Schönheit nur schwer zu übertreffen.

Der Soundtrack ist der Grund, warum ich überhaupt auf diesen Film stieß.
Zufällig gehört. Gekauft. Begeistert. Es ist mit Worten schwer gerecht zu werden, was die beiden musikalisch abliefern, deshalb gebe ich hier exemplarisch einen Link zum oben genannten Stück an. Leider fehlt hier die Intimität der eigentlichen Szene, was dem Stück aber nichts an Schönheit nimmt. Dem geneigten Leser gebe ich das Suchwort „The Swell Season“ für die präferierte Videoplattform mit, unter welchem die beiden Protagonisten seither als Band unterwegs sind.

Im Film geht die Geschichte in die enstscheidende Phase. Was kurz zuvor bekannt wird: Beide kranken an gescheiterten Beziehungen. ER entscheidet sich zur Rückkehr zu seiner eigentlichen Liebe. Nicht jedoch, ohne mit IHR ein paar Songs aufzunehmen. Im Studio ist eine ähnlich liebende Spannung zwischen beiden zu spüren wie schon zuvor, ohne dass sich diese jedoch jemals entladen würde. Nach zwei großartig authentischen Nächten bei der Aufnahme der Lieder ist die Geschichte vorbei und beide gehen die Wege, die für sie richtig erscheinen. Kein Drama, kein klares Ende. Beide stellen einfach fest, dass man den Richtigen/die Richtige nur einmal im Leben trifft, und dies wohl schon vor ihrer Begegnung stattfand – trotz der offensichtlichen Liebe, die beide verbindet.

Das laienhafte Schauspiel, die schlecht ausgeleuchtete, stets verwackelte Kamera und der Abseits-Vom-Mainstream-Plot – all das macht diesen Film zu etwas besonderem. Der Soundtrack ist trotzdem oder gerade deshalb der eigentliche Star des Films.


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