Kuba 2015 – 1: Ankunft am Abend

So , schon lange nichts mehr gepostet. Aber jetzt geht’s wieder los. Unsere Wege führten und dieses Jahre über den Atlantik nach Kuba. 12 Tage Zeit, um das Land zu bereisen. Auf eigene Faust, mit dem Mietwagen. Ein langer, langweiliger Flug mit viel Beinfreiheit dank Upgrade brachte uns am Abend nach Havanna. In Havanna leben ca. 3 Mio. Menschen, aber wenn man im Flieger über der Stadt kreist, bekommt man einen anderen Eindruck. Von oben wirkt die Stadt sehr dunkel, wenige hell erleuchteten Boulevards, keine von Autoscheinwerfern ausgeleuchteten Straßen. Das auffallendste Licht ist eine große Flamme, die der Altstadt gegenüber Tag und nach brennt und eine rußige Fahne nach sich zieht. Wahrscheinlich der Schornstein irgendeiner Raffinerie. Der Eindruck, den man von oben von Havanna bekommen hat, bestätigt sich am Boden. Wenig Verkehr, selbst rund um den Flughafen, und noch weniger Straßenbeleuchtung. Die schwachen Lampen lassen die Dunkelheit noch viel intensiver werden und der nächtliche Passant ist einer, der sich von Lichtkegel zu Lichtkegel bewegt. Auch in der Altstadt ist es nicht viel anders. Die belebten Gassen um den Plaza Vieja sind im Ganzen eher spärlich beleuchtet. Wenn ich aber an die auch nachts dauerbeleuchteten europäischen Städte denke, dann gefällt mir das schummrige Licht auf Kubas Straßen viel besser als die hiesige Lichtverschmutzung. Ein paar Ecken weiter nimmt auch die Beleuchtung in Havannas Straßen noch ein wenig mehr ab, bis man nur noch auf das schummrige Licht aus den Fenstern angewiesen ist. In diesen Gassen will mach nachts aber ohnehin nicht rumlaufen, es sei denn, man ist irgendeinem Schlepper in eine besonders kubanische Bar gefolgt, die irgendwo im dritten Stock eines der verwinkelten Wohnblocks liegt, wo man aber einen großartigen Mojito serviert bekommen kann.

Fiskidagurinn mikli in Dalvik

2010 durften wir in Olhao, Portugal das Festival do marisco miterleben. Vielleicht habe ich sogar war darüber hier im Blog geschrieben. Ein tolles Fest mit jeder  Menge Musik und haufenweise Meeresfrüchten. Ich erinnere mich noch gut daran,  wie wir Park am Hafen saßen und mit einem alten Fischer, der zum  Ärger seiner Ehefrau schon mächtig einen im Tee hatte, Bier gegen Meeresfrüchte getauscht haben. Von uns ein Becher Bier,  von ihm drei große Garnelen.
Gestern durften wir in Dalvik,  im Norden Islands, das Fiskidagurinn mikli, das große Fischfest, miterleben. Nach Dalvik waren wegen einer Whalewatching-Tour gekommen, im übrigen mir der Sichtung eines Buckelwals aus nächster Nähe ein atemberaubendes Erlebnis war; auch wenn 20% der Mitreisenden der Wellengang so zu schaffen machte, dass  man vor lauter Seekranken manchmal kaum einen  Platz an der Reling finden konnte.
Nach der Tour schlenderten wir ei wenig über das Fest. Die Ahnlichkeiten zum Festival do marisco sind schnell aufgezählt: zahlreiche Stände boten die unterschiedlichsten Spezialitäten  an, alles Fisch. Bühne mit Livemusik, Kinderprogramm, tolle Stimmung, gutes Wetter. Doch im Unterschied zum Festival do marisco war in Dalvik alles!!!, wirklich alles umsonst. Klar, die Portionen waren klein und die Schlangen vor manchen Buden lang. Aber weil niemand irgendwo etwas zahlen musste, stand man nirgends länger 5 Minuten. Softdrinks und Kaffee etc. waren ebenfalls umsonst. Die Gemeinde Dalvik lädt so jedes Jahr an einem Wochenende Anfang August Besucher ein, egal ob Tourist oder Einheimischer. Dieses Jahr sollen an den von Freitag bis Sonntag 30000 Besucher auf dem Fest gewesen sein. Das Fest hat offenbar auch einen eigenen Song. Den lieben langen Tag spielte das Radio einen an Rickie Martin erinnernden Song, der den Namen des Festes im Refrain wiederholte: Fiskidagurinn mikli.
Um eine Eindruck von der Vielfalt des Angebots zu geben, zähle ich mal auf, was wir probiert haben:
gedünsteter Heilhutt an Tomaten und Paprika, dazu Schrimpssalat mit Blauschimmelkäse und Brötchen
gedünsteter Lachs mit Ingwersoße, dazu  s.o.
Fischburger
Rohe Schrimps mit Sojasoße
Roher Lachs mit Sojasoße
Roher Schweinswal mit Sojasoße
Getrockneter Fisch (Heilbutt) mit ein wenig Butter
traditionelle Fischsuppe.
LECKER!!!

Wärme/Kälte

Im Schnitt scheint auf Island im August fünf Stunden am Tag die Sonne (davon sind wir aber weit weg im Moment). Aber das reicht nicht für Temperaturen von 20 Grad  oder mehr. Mit 15 sollte man zufrieden sein. Der an Sonnenschein und Wärme gewohnte Süddeutsche wird hier bescheiden und freut sich über jeden Sonnenstrahl. Im Ganzen bleibt es also eher kühl. Einheimische erkennt  man ganz einfach daran, dass sie die einzigen sind, die sich in Tshirt oder Pullover auf die windigen nassen Straßen trauen. Jacken bleiben für Minusgrade reserviert. Aber  wenn die Wärme nicht von oben kommt, dann nutzt man eben die aus der Erde. Darin hat es der Isländer zu wahrer Meisterschaft gebracht. Island deckt bekanntlich einen Großteil seines Energiebedarfs mittels Geothermie. So teuer das Leben in Island sein mag, für kaltes Wasser zahlen die Isländer nichts, für warmes Wasser nur ganz wenig. Doppeltverglaste Fenster, Niedrigenergiehäuser? Alles Schnickschnack hier. Einfach die Heizung aufdrehen. Die Wärme aus der Erde wird aber am liebsten dazu verwendet, Hot tubs oder Swimmingpools anzulegen, deren Wasser entweder mittels Geothermie erhitzt wurde oder direkt aus der Erde kommt. Pools und Tubs sind die wahre Leidenschaft der Isländer. Jedes Kaff hat einen öffentliches Schwimmbad, Hot tubs sind über das ganze Land verstreut, manche von Mauern eingefasst, andere werden so benutzt, wie sie sind. Ist der Fluss oder Teich warm, spring rein und genieß es! Das ist also das Motto der Isländer.
Ob sie die Pizza mit Rentier im Café Skaftfell in Seydisfjördur mit Hilfe der Geothermie gebacken haben, weiß ich nicht. Ausgezeichnet war sie auf jeden Fall.
Man kann die heißen Quellen nämlich tatsächlich zum Kochen benutzen;  zum Spaß ein Ei im heißen Wasser. Oder man backt Brot oder Kuchen im heißen Gestein wie die Einheimischen.
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Von Skôgar nach Seydisfjördur

Die Landschaft hier ist einfach atemberaubend. Hinter jeder Kurve bietet sich dem Reisenden eine neue, spektakuläre Aussicht. Auf der knapp 600km langen Fahrt von Skôgar nach Seydisfjördur im Osten der Arbeit Insel kommt man aus dem  Staunen nicht mehr heraus. Berge, Gletscher, Abhänge, ein riesiges Lavafeld, so groß und unheimlich,  man glaubt sich auf einem fremden Planeten. Das bedrohliche Schwarz des Lavafeldes macht nach einer Weile einem seltsamen gelblichen Grün des Mooses Platz, das 25cm dick die Lava überdeckt. Manchmal liegt der Geruch von faulenden Eiern in der Luft, dann scheint eine geologisch aktive Gegend zu durchqueren. Mitten im moosbedeckten Lava wächst ein kleines rotes Kraut. Es verströmt in dieser unwirtlichen Landschaft einen Duft, an Honig erinnert. Dieser Kontrast trifft einen völlig unvorbereitet. Umso größer das Erstaunen. Alle Sinne sind gefordert, wenn  man durch diese Landschaft reist. Knapp 600km strengen auf Deutschlands Autobahnen richtig an, hier zuckelt man entspannt mit 90 km/h dahin, vom böigen Wind hin und wieder überrascht,  und kommt aus dem Staunen über die Landschaft nicht heraus. Die Straße folgt einige Zeit den großen Fjorden an der Ostküste. Nach dem dritten Fjord hat man davon aber langsam genug. 15km in den Fjord hinein und auf der anderen Seite das gleiche wieder hinaus, nur um nach der nächsten Kurve in den nächsten Fjord zu fahren. Wir haben im längsten der Fjorde an dessen Ende eine Abkürzung gefunden, die uns 21km lang auf unbefestigten Straßen bei zum Teil 17% Steigung bzw. Gefälle mitten ins Hinterland führte, wo wir wieder auf Ringstraße Nr. 1 trafen. Die abenteuerliche Fahrt hat uns immerhin 80km Weg erspart. Echt anstrengend waren die letzten 10km hinunter nach Sedisfjördur. Auf der Hochebene umfing uns dichter Nebel. Der Straßenrand war kaum zu sehen. Gelegentlich konnten man links u d rechts der Straße Wasser erkennen, in dem Eisschollen schwammen. Wenn dann noch ein Warnschild aus dem Nebel auftaucht, das vor S-Kurven und 12% Gefälle warnt, hört der Spaß dann langsam auf. Irgendwann waren dann auch noch die Mittelstreifen auf der Fahrbahn verschwunden. Echt übel, diese letzten Kilometer.
Fotos folgen.
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Skôgafoss

Um es kurz zu machen. Isländisch ist eine wirklich drollige Sprache. Wie man sich aber den Namen zum Beispiel eines Vulkanes merken soll, weiß ich nicht. In den vergangenen beiden Tagen habem wir von Skôgar aus das Land erkundet. Riesige Lavafelder, Wasserfälle,  Klippen, merkwürdige geologische Formationen. Fotos gibt es erstmal keine , die Internetverbindung hier ist so schlecht,  dass ich nicht mal weiß,  wann ich diesen Post absetzen kann.
Gleich neben unserem Guesthouse  befindet sich der malerische Skôgafoss-Wasserfall, den man auch prima von der Straße aus sehen kann. Den Pauschaltouri wird freuen, außerdem kann man mit dem Auto bis fast unter en Wasserfall fahren. Wer sich damit begnügt,  hat einen zauberhaften Naturereignis gesehen, aber mächtig was verpasst. Neben den Sokafoss führt eine steile Treppe hinauf zu einer Aussichtsplattform, von der aus man den Wasserfall von oben sehen kann. Großartig,  auch von hier oben. Aber nur wer dem nahe an der Schlucht entlangführenden Pfad folgt, wird nach jedem Felsvorsprung, nach jeder Durchquerung eines Seitentals  mit immer spektakuläreren Aussichten auf den wilden Gebirgsfluss belohnt. Wir sind dem Fluss gut eine Stunde lang gefolgt, über Stock und Stein, immer nahe am Abgrund, ohne Sicherung. Funktionären des deutschen Alpenvereins bliebe der Enzian im Halse stecken, so wenig beschildert, so wenig gesichert ist dieser Pfad, der eigentlich der Anfang eines langen Wanderwegs ist. Über allem trohnt der berüchtigte Eyjafjallajökull, in dessen Schatten wir logieren. Flugreisende werden sich erinnern.

Island. Erste Eindrücke

Der Flug verlief ebenso entspannt wie die Anreise zum Flughafen. Ich hatte so viel Beinfreiheit wie noch nie. Wie angenehm das Fliegen sein kann, wenn man nicht wie eine Sardine in der Büchse eingeklemmt ist. Zu essen gibt es bei Iceland Air nur gegen Bezahlung, dafür ist das Unterhaltungsprogramm exzellent, wenn man den richtigen Film auswählt… der zweite Teil des Hobbit war eine schlechte Wahl. Immerhin war er lang.
Viel spannennder war die erste Begegnung mit der isländischen Mentalität. Der Isländer steht in dem Ruf wortkarg zu sein. Außer einem Schild mit der Aufschrift des B&Bs war dem Herr, der uns vom Flughafen in die Innenstadt von Keflavik fuhr, nichts zu entlocken. Auf die Frage, ob wir im Stadtzentrum von Reykjavik aussteigen könnten,  wiederholte der Busfahrer gestern Vormittag lediglich das Wort „City-Center“. Ob das Zustimmung, Ablehnung, reine Zurkenntnisnahme oder Ignoranz war, blieb im Dunkeln. Wir fanden die richtige Haltestelle auch so. Fast im selben Moment sprang der Fahrer dann doch aus dem Sitz und verkündete mit bedeutender Mine: City-Center. Wenn der Isländer schweigt, so könnte man diese Erfahrung zusammenfassen, dann ist alles in Ordnung.
Reykjavik ist eine sehr gemütliche Stadt. Von Hektik ist hier nichts zu spüren. Ungewöhnlich für eine Hauptstadt, in der sich auch noch eine Menge Touristen aufhalten. Verkehrschaos? Nein! Wenn’s auf der Straße mal eng wird, dann unten am Hafen vor der legendären Hotdogbude, deren Name ich vergessen habe, wo aber schon Bill Clinton einen Hotodog verspeiste. Dort kann es dann vorkommen, dass irgendwer rechts ranfährt, um sich einen Hotdog zu holen. Den Motor des Wagens lässt man dabei gerne laufen. Stehen drei  vier Wagen am Straßenrand, wird’s ein bissl eng und dann betätigt der sonst so besonnene Isländer doch mal die Hupe. Für deutsche Verkehrsteilnehmer im Ganzen aber traumhafte Bedingungen.
So teuer, wie man oft hört, ist es hier gar nicht. Kauft man im Discounter ein, kommt ungefähr so teuer bei uns ein Einkauf bei Rewe oder Edeka. Vielleicht noch  ne Spur teurer. Richtig sportlich aber wird es, wenn man  essen geht oder ausgehen möchte.  Was das Ausgehen angeht, kommt man noch halbwegs moderat durch, wenn man von Happy-hour zu Happy-hour springt. Dankenswerterweise druckt eine lokale Zeitung eine Übersicht aller Bars mit Happy-hour ab. Wenn man es geschickt anstellt, kann man von 15 Uhr ab bis halb fünf in der Frühe immer irgendwo eine Happyhour erwischen. Im Schnitt ist man dann bei so 4 € pro Pint statt 7 €.
Ach ja, eins noch. Hier wird es im Moment nie richtig dunkel. Das ist ganz schön verwirrend, man um halb zwölf in der Nacht aus dem Fenster blickt und es ist so hell wie bei und um halb neun.

Fliegt denn heute niemand?

Kurz  vor acht am Terminal 2 des Frankfurter Flughafen. Ruhig ist es hier. Der eine kommt an, der andere verabschiedet sich, lädt Koffer aus einem blauen  Van. Die Taxifahrer langweilen sich. Im Terminal kaum ein Mensch. Nichts zu spüren von der hektischen Betriebsamkeit, wie sie sonst hier herrscht. Kaum eine Menschenschlange. Und wenn doch, dann nur ein paar Mann lang. Nur am Emiratesschalter ist was los. Da geht wohl noch ein großer Flieger ab heute Abend.  Hier ist so wenig los, dass wir fragen müssen, ob der Sicherheitscheck überhaupt geöffnet ist. Er ist. Wir sind die einzigen. Sechs Sicherheitsfuzzis widmen sich uns und dem Handgepäck.  Alle sind entspannt, lachen, scherzen. Im Handumdrehen ist der Sicherheitscheck ereldigt. Man wünscht uns sogar einen guten Flug. Auch die Kassiererin im leeren Duty-Free-shop tut das. Ich bin so verwirrt von der Freundlichkeit, dass ich der Dame ebenfalls einen guten  Flug wünsche. Sie lacht, nimmt nach Feierabend aber den Bus zurück nach Kelsterbach. Selten so entspannt in eine Reise gestartet wie im Moment. Das Bild mag einen Eindruck von der Leere auf den Gängen geben. 21.40 ist Boarding, halb elf Abflug.

15.8. – Ein aufregender Abend

Der Lunch fiel kurz aus. Nur ein Sandwich vom Frühstückslokal um die Ecke. Der Plan für den Nachmittag sah vor, die Brooklynbridge zu Fuß zu überqueren ( dort werden aber im Moment Inetandhaltungsmaßnahmen durchgeführt und deshalb ein großer Teil des Fußwegs von blickdichten Zäunen umschlossen, was die Sicht doch ein wenig behinderte), durch den Brooklyn Beach Park weiter nach Brooklyn selbst und von  dort, immer noch zu Fuß,weiter nach Williamsburg. So weit, so gut.  Die Brooklyn Bridge zu finden und zu überqueren war einfach, der Spaziergang durch den Brooklyn Bridge Park schön, der anschließende Marsch durch Brooklyn anstrengend aber sehr interessant. Wir durchquerten ein jüdisches Viertel, in dem offensichtlich nur sehr konservative Angehörige dieser Religion wohnten, waren doch alle in entsprechende Tracht gekleidet, Junge, Alte, Frauen. Alle weitgehend uniform. Ein untrügliches Zeichen von mindestens Konservativismus. Getrennt durch ein Viertel mit überwiegend schwarzer Bevölkerung, das ähnlich wie Harlem wirkte, aber in seiner  eher vorstädtischen Ruhe doch ganz anders war, folgte dem jüdischen ein christlich-arabisch gemischtes Viertel. Alle Arten von Shops wechselten mit Kirchen von Relkgionsgemeinschaften, deren Namen man in Europa wohl noch nie vernommen haben dürfte. Spannender sich eine Gegend zu erlaufen als in der auf 18 Grad herunter gekühlten Subway von a nach b zu fahren. Leider haben wir uns irgendwie verfranst. Wo und wie weiß ich nicht, ich glaube aber, dass wir zwar auf der richtigen Straße waren, nur am falschen Ende. In Deutschland eine Lapalie, in den USA durchaus ein Problem, ist doch die Bedford Avenue 16 Kilometer lang. Wir fanden irgendwo eine Subway Station. Die brachte uns ans Ziel:
nach Williamsburg, laut Lonely Planet DAS Viertel. Brooklyn im allgemeinen und Williamsburg im besonderen erleben gerade eine Art von Renaissance unter dem Banner des Schnurrbarts. Hier treffen sich die Hipster, aber auch alle möglichen anderen Leute, die wenig mit den aufpolierten Vierteln in Manhattan zu tun haben (wie z.B. dem Meatpacking District, der wohl vor zehn Jahren das In-Viertel gewesen war). Neben kleinen Shops, veganen Cafés gibt auch einige ziemlich coole Kneipen. In der Alligator Lounge gab’s für jedes Bier eine Pizza für umme dazu. Eine ganze.  Nicht die größte, aber mehr als genug. Das Angebot galt für jedes Bier, das man bestellt, ganz gleich ob es das erste oder das siebte war. Preis pro Bier: 6 $, ganz ok für die Gegend. Am Abend folgten wir einem Tipp, den uns der Gitarrist von  Agnostic Front vor ein paar Wochen ins Weinheim gegeben hat, als wir das Konzert von AF besuchten. In der Trashbar spielten an dem Abend insg. fünf Bands. Die vorletzte, No Small Children aus Californien, war richtig klasse. Drei Mädels, alle drei Lehrerinnen lieferten eine echt super Show ab mit einer Musik, die ich kurz als modernen Punk bezeichnen will. An der Bar gab’s für 15 $ drei Bier plus drei Kurze. Entsprechend lustig war der Abend dann auch. Die Taxifahrt zurück nach Harlem kostete nicht wie uns erzählt wurde 75 $, sonder lediglich knapp 30. Dafür komme nicht von Ka nach Bruchsal. Hier fahre ich dafür durch die halbe Stadt (Transport ist ohnehin günstig in New York. 7 Tage Metrocard kostet nur 31$).
Williamsburg unbedingt empfehlenswert.

Ein ruhiger Vormittag

Nach dem Hardcore-sightseeing von gestern schien mir heute Vormittag ein wenig Kontemplation angebracht. Meine Reisegefährten gingen shoppen, ich wollte in die Neue Galerie, die sich auf der 5th Ave befindet, ungefähr zwischen Guggenheim Museum und dem Metropolitan Museum of Art. Auf dem Weg dorthin ein kleines Frühstück (Bagel mit Frischkäse und Schwarztee). In einer kleinen, wundervoll hergerichteten Stadtvilla wird deutsche und österreichische Kunst (und Design) der Jahrundertwende (1900) gezeigt. Eine kleine, aber feine Sammlung, die ein Herr Sabarsky einst zusammengetragen hat sowie einige Leihgaben zum aus der Sammlung von Estée Lauder. Wenige, dafür nur große Namen finden sich: Klimt (u.a mit dem Bloch-Bauer II Portrait), Kokoschka, Schiele, Gerst, Kubin, Moser ( dem ein ganzes Stockwerk gewidmet ist). Nur 74 Leute dürfen gleichzeitig ins Museum, aus Sicherheitsgründen, wie auf irgendeinem Schild zu lesen steht. Entsprechend ruhig geht es zu. Ein  wundervoller Kontrast zu gestern mit den Massen am Times Square. Das Highlight des Museums ist neben dem Bloch-Bauer Porträt in meinen Augen der angeschlossene Buchladen, der vielleicht klein sein mag, aber alle relevanten Namen der Kunst und Literatur der vorletzten Jahrhundertwende anbietet. Beeindruckend.  Der Hin- und Rückweg am Central Park entlang gefällt bei strahlendem Sonnenschein besonders.

New York City

Gestern der erste ganze Tag in New York. Verena, die schon ein paar Mal da war, führte mich herum. So gut wie alle Sehenswürdigkeiten in Manhatten an einem Tag, sogar eine Fahrt auf der Staten Island Ferry vorbei an der Freiheitsstatue. Ein hartes Programm, das aber einen sehr guten  ersten Eindruck von der Stadt vermittelt. Die schiere Größe der Stadt, das Gewusel der Menschen darin, der allgegenwärtige Lärm, der auch nachts kaum verstummt. Klar die Straßenschluchten sind  beeindruckend, so was kennt der kleinstädtische Badener nur aus dem Fernsehen. Aber ehrlich gesagt haben mich diese riesen Gebäude eher eingeschüchtert, nach ein paar Stunden zwischen ihnen sogar beunruhigt, denn man kann zwischen ihnen den Himmel kaum sehen. Die meisten Wolkenkratzer sind einfach nur hässlich, die knappe Resource Raum effizient ausnutzend. Das Chrysler Building dagegen ist großartig mit seinen metallenen Verzierungen und den monströsen Gargoyles ein wunderschönes Beispiel einer untergegangenen Epoche (architektonisch und politisch). Von der Fähre aus konnte ich noch ein anderes Hochhaus sehen, das mit seinem steinernen Bogen zu seiner Zeit sehr beeindruckend gewesen sein muss, heute aber zwischen den gigantischen Türmen eher wie ein Puppenhaus wirkt. Der berühmte Times square ist der Gipfel der marktorientierten Welt. Krach (optisch), ein Gedränge ohnegleichen; die Menschen auf den
Straßen, die Werbung an den Häusern.  Da muss ich nicht mehr hin. Harlem, wo wir wohnen, gefällt mir da wesentlich besser. Ein wenig schlampig und dreckig alles. Ein Restaurant, ein Fastfoodladen, ein Deli, eine Kirche, dazwischen ein paar Wohnungen. Die Leute sind laut, diskutieren und streiten offensichtlich gern. Man hört viel Spanisch und sehr oft starkt karibisch gefärbtes Englisch, das klasse klingt, mir aber zum Großteil unverständlich bleibt. Auf der Straße begegnet man Menschen aus aller Herren Länder,  und das sind nicht nur Touristen, sondern wohl Amerikaner.  Dass die USA ein Einwanderungsland ist, wird nirgends deutlicher als hier. Diese Stadt ist so spannend, man möchte länger hierbleiben.

Anfang August – Algonquin Park

Nach 4 Tagen lassen wir das Großstadtgetümmel Torontos hinter uns, um in den ältesten Naturpark Kanadas – den Algonquin National Park – aufzubrechen. Natürlich nicht ohne uns bis unters Dach unseres SUVs mit Vorräten eingedeckt zu haben. Das allerdings gestaltete sich schwieriger als zunächst amgenommen: Dass der Einkauf von Alkohol hier mit mehr Auflagen verbunden ist als die Beschaffung einer halbautomatischen Waffe in den USA hatten wir schon gelernt, dass man allerdings im Walmart kein Obst und Gemüse kaufen kann (hierfür gibt es eine  extra Supermarkt! ) war uns neu. Vielleicht wäre auch das mal ein Ansatzpunkt das wachsende Problem der übergewichtigen nordamerikanischen Bevölkerung.  Je näher wir dem Park kommen, desto spärlicher wird der Verkehr und als wir die letzten drei Kilometer auf einer einspurigen Schotterpiste zurücklegen, wird allen unmissverständlich klar: wir sind in der Wildnis! ( Dass wir allerdings selbst hier nicht alle Zivilisationskrankheiten hinter uns gelassen haben, beweist Verenas prächtige Erkältung – die Klimaanlagen Torontos lassen grüßen …)
In unserem Cottage direkt am Purdy Lake heißt uns eine fast unheimliche Stille willkommen und beinahe fühlt sich der reizüberflutete Städter überfordert mit so viel Natur, wären da nicht ein See, den es mittels Ruderboot und Kanu zu erobern sowie eine Lagerfeuerstätte, die es zu entzünden gilt. Und so erholen wir uns mit Büchern, Kartenspielen, wandern und angeln vom „Stress“ der letzten Tage. Denn wenn man erkennt, dass das große Problem, das man hat, die Frage ist, welchen Röstegrad der perfekt gegrillte Marshmellow hat, darf man mit Fug und Recht behaupten: wir sind entspannt!

31.7. 2013 – Weinprobe bei Dan Aykroyd

Mit erheblicher Verspätung ein weiterer Post über unseren Ausflug zu den Niagara Falls.
Auf dem Heimweg von den Niagara Falls zurück nach Toronto durch eine malerische Landschaft mit schön gelegenen Häuschen, einem Paradies für Rentner, führte uns der Fahrer noch zu einer Winzerei, wenn man diesen Industriebetrieb denn so nennen möchte, in der einige der umliegenden Weingüter ihre Weine produzieren lassen, darunter auch das Weingut von Dan Aykroyd (der aus Ottawa stammt, wer hätte das gedacht, schon wieder was gelernt). Ich habe noch nie von kanadischem Wein gehört, aber ich wusste ja auch nicht, dass Dan Aykroyd Kanadier ist. Auf der Wiese hinter dem kleinen Shop der Winzerei waren unter einem Pavillon aus dem Baumarkt ein Biertisch aufgebaut.  Dort führte uns eine junge, freundliche Angestellte in die Geheimnisse des kanadischen Weins ein, mit der Frage beginnend, wer unter den Anwesenden denn gerne Chicken Wings esse. Dem zustimmenden Raunen der Besucher kam sie entgegen, indem sie sagte, dass der nun zu verköstigende Wein namens „Hatrick“, ein Cuvée aus Riesling, Chardonnay und Gewürztraminer, perfekt zu den frittierten Hühnerteilen und auch zu Spare ribs passe. Dem kann ich nicht widersprechen.  Dieser Wein war so schwachbrüstig, charakterlos und nichtssagend, dass er zu jedem Essen passen dürfte.  Ob die  nette Dame vergaß uns darauf hinzuweisen, unser Glas vor dem nächsten Wein auszuspülen oder ob das eine besondere Tradition im kanadischen Weinbau ist, jeden Wein in das Glas mit den Rückständen des vorherigen Weins zu schütten, hat sich mir nicht ersculossen. Ein französisches Pärchen, ein italienisches und wir spülten unsre Gläser dann doch aus. Europa 1 Nordamerika 0. Als nächstes präsentierte die Dame voller Stolz eines der Spitzenprodukte des hiesigen Weinbaus, einen  Eiswein, der so brutal süß war, dass ich noch immer Angst habe, Karies zu bekommen. Wie ein Schlag ins Gesicht, dieser Tropfen. Umständliche Erklärungen über Herstellung und Genuß dieses Weines folgten. Ich zitiere hier nur ein paar der Aussagen: passt zu Wodka; trinken Sie nicht zuviel davon, der Kater am nächsten Morgen ist brutal; seien Sie vorsichtig, wenn Sie zuviel davon trinken, müssen Sie kotzen.
Wer noch Lust hatte, durfte zum Schluss noch einen roten Eiswein verköstigen, eine besondere Spezialität der Gegend. 95% der weltweiten Eisweinproduktion, vielleicht auch nur der des roten, kämen aus Kanada. Toll! Masse schlägt Qualität 1 zu 0. Vielmehr ist nach gutem kapitalistischen Grundsatz Masse gleich Qualität, da ja schließlich nur produziert wird, weil jemand kauft. Der rote Eiswein war der beste der drei Weine, aber das heißt nichts. Für einen knappen halben Liter muss man 40 $ hinlegen, umgerechnet 28 € ohne Steuern. Man pries uns auch den in kleine, stabile Flaschen abgefüllten Weins besonders an, weil dieser im Gegensatz zu dem in der herkömmlichen 0, 7l Flasche gerade wegen der Stabilität des Behaltnisses sowie der Einfuhrbestimmungen für Touristen cleveren Flaschegröße und höheren Alkoholgehalts das deutlich bessere Produkt sei. Ich habe keinen gekauft. Die gesamte Weinprobe inklusive Zeit fürs Stöbern im Sortiment der Winzerei dauerte nur knapp eine halbe Stunde. Als ich wieder in den Bus stieg, war mir schwindelig und ei leichtes Gefühl der Übelkeit stellte sicb ein. Nicht der Wein war daran schuld, sondern die Liederlichkeit, die Schamlosigkeit, die Respektlosigkeit, kurz die unfassbar geringe Wertschätzung gegenüber dem eigenen Produkt.
Mag sein, dass man so in Sachen Wein gänzlich unkundigen Nordamerikanern das eigene Produkt andrehen kann und diese sich schön kultiviert vorkommen, wenn sie zu den Chicken Wings aus dem Eimer demnächst einen Eiswein mit Wodka, am besten noch aus dem Strohhalm, schlürfen. Für mich, und ich schließe damit die oben erwähnten Franzosen und Italiener, die mir völlig unbekannt geblieben sind, mit ein, war das eine richtig schäbige Nummer.

Toronto

Eine sehr entspannte  Stadt mit fast 3 Mio Einwohnern. Klar,  man merkt schnell, dass man in Nordamerika ist. Die Straßen, die Autos, die Softdrinks, alles eine oder zwei Nummern größer als bei uns. Wir wohnen hier in Chinatown in der Nähe des großartigen Kensington Markets, der ein wenig abseits der großen Spadina Avenue in liegt und einen an die Londoner Puertbello Road erinnert, nur ist Kensington Market  eine ganze Ecke alternativer und Gott sei dank lang nicht so überfüllt mit Touris. Im Ganzen wirkt Toronto fast ein wenig  europäisch.
Aber man ist eben doch  am Lake Ontario und nicht an Themse Spree oder Rhein. Hier geht man zum Eishockey, zum Baseball ( die Toronto Blue Jays sind wohl die Favoriten in der Stadt) oder wie wir zum Football, zu den Toronto Argonauts spielen. Wo die ihren mythologischen Namen herbaben, konnte ich noch nicht herausfinden, aber das Maskottchen heißt entsprechend Jason (sprich Tschäiisnnn) und rennt einer Schaumstoffrüstung im Mangastil herum. Und Jason ist echt auf Trab unterhält die Fans, da können sich Willy Wildschwein und der lahme Eisbär der BG mal ne dicke Scheibe abschneiden. Die Stimung im Stadion ist viel entspannter und ruhiger als in einem  Fußballstadion, kaum Polizei ist unterwegs. Alles gut durchdacht und  organisiert.  Zig Kassen und Eingänge, jede Menge Bier- und Hotdogbuden. Allerdings darf man nur zwei Bier auf einmal kaufen, was sehr anstrengend werden kann, vor allem wenn man sich klar macht, dass ein Spiel 2, 5+ Stunden dauern kann. Ein großes Bier kostet knapp 11 $, das sind grob gesprochen acht Euro. Und groß heißt ein Pint! Dafür kann koschere Hotdogs kaufen.

Unterwegs

Acht Stunden Flug habe ich mir im Ganzen anstrengender vorgestellt, lustig war es trotzdem nicht.  Ich dachte, auf Langstreckenflügen hätte man mehr Platz als sonst. Zumindest was Condor angeht gilt das aber nicht. Warum sich so auffallend viele Menschen mit Kleinkindern oder Babys freilwillig acht Stunden lang in ein Flugzeug setzen, bleibt mir ein Rätsel.  Aus allen Richtungen kam das Geschrei der Kleinen, für die so ein Flug sicherlich nicht leicht ist. Drei Spielfilme wurden als Ablenkung angeboten, darunter Life of Pi. Was für ein schlechtes Machwerk, krampfhaft mit ein bissl Hippiereligiostät und kitschigen Bilder aufgehübscht. Über die Familienkomödie mit Billy Cristal und Bette Midler muss man eigentlich auch kein Wort verlieren. Aber wir sind  ja nicht unterwegs,  um schlechte Filme anzuschauen.  Mein erster Eindruck von Kanada war ein Blick von oben hinunter auf eine Wildnis von unfassbaren Ausmaßen. Wir flogen sicherlich 2 Stunden über mennschenleere Gegenden im äußersten Nordosten des Landes. Erst spät konnte ich einsame Straßen entdecken, die auf ihren sandigen Pisten ins Nirgendwo zu führen schienen. Die beeindruckende Skyline von Toronto und die vielleicht aufgrund des Eindrucks der Leere des Landes riesig wirkende Stadt kamen erst im letzten  Moment in Sicht.
Hätten wir nicht ewig auf unsere Koffer warten müssen, wäre uns eine schöne Fahrt durch das spatäbendliche Toronto verwehrt geblieben. Der beleuchtete CN-Tower wirkt mehr wie ein Minarett als ein Fernsehturm. Gerade blicke ich aus dem Fenster unseres Hotelzimmers in Chinatown und versuche abzuschätzen, wie das Wetter wird. Allerdings geht der Blick in das Artium des Chinatown-Centers, einer Shoppingmall. Verena kommt mit Kaffee zurück ins Zimmer und sagt, die Sonne scheine.

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